Bremen (epd). Das evangelische Kirchenparlament hat am Dienstag den Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gewählt. Die westfälische Präses Annette Kurschus erreichte sofort im ersten Wahlgang die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit und gilt damit als Favoritin für die Wahl zum Ratsvorsitz, die am Mittwoch erfolgt. Sie könnte dann die Nachfolgerin des bisherigen EKD-Ratsvorsitzenden Heinrich Bedford-Strohm werden.
Die Wahlen dauerten am Nachmittag an. Bis zum Abend sollte noch über 5 der 14 zu vergebenden Plätze entschieden werden.
Im zweiten Wahlgang zog die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs als zweite Bewerberin in das Gremium ein. Der Pharma-Manager Andreas Barner (68) schaffte es im dritten Wahlgang wieder in den Rat. Im vierten Wahlgang wurde die SPD-Bundestagsabgeordnete Kerstin Griese (54) als Ratsmitglied bestätigt. Vier Kandidaten wurden im fünften Wahlgang gewählt: Der sächsische Landesbischof Tobias Bilz (57), die hannoversche Kirchenamtspräsidentin Stephanie Springer (54), die norddeutsche Pastorin und Sinnfluencerin Josephine Teske (36) und der Pfälzer Dekan Michael Diener (59) konnten die Delegierten überzeugen. Der Bochumer Jura-Professor Jacob Joussen (50) konnte im sechsten Wahlgang mit 100 Stimmen in den Rat einziehen.
Kurschus war als einzige im ersten Wahlgang mit 108 von 146 abgegeben Stimmen in das Leitungsgremium der EKD gewählt worden. Die 58-Jährige steht seit 2012 an der Spitze der westfälischen Landeskirche, die derzeit 2,2 Millionen Mitglieder hat. Kurschus gehörte dem alten Rat als stellvertretende Ratsvorsitzende an.
Die Hamburger Bischöfin Fehrs könnte nun eine Anwärterin auf den stellvertretenden Ratsvorsitz sein. Die 60-Jährige wurde 2011 ins Amt der Hamburger Bischöfin eingeführt. Der Sprengel Hamburg gehört zur Nordkirche, die 1,9 Millionen Mitglieder hat. Auch für Fehrs ist es die zweite Amtszeit im Rat der EKD. Sie gehörte zudem bislang dem Beauftragtenrat zum Schutz vor sexualisierter Gewalt in der EKD an, dessen Sprecherin sie von 2018 bis 2020 war.
Der Rat der EKD hat 15 Mitglieder. Qua Amt gehört die Präses der EKD-Synode, Anna-Nicole Heinrich, dem Gremium an, das die Vielfalt der Protestanten in Deutschland repräsentieren soll, über aktuelle Herausforderungen für Kirche und Gesellschaft berät und sich öffentlich zu Wort meldet.
Insgesamt 22 Kandidatinnen und Kandidaten bewarben sich um einen Sitz im Rat der EKD. Wahlberechtigt sind die 128 Mitglieder der EKD-Synode und die Vertreter der 20 Landeskirchen in der Kirchenkonferenz. Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung und der Berliner Bischof Christian Stäblein erreichten in den ersten Wahlgängen nicht das erforderliche Quorum.