Betroffenenbeteiligung dürfe kein Feigenblatt sein, sagte Detlev Zander am Montag vor den 128 Delegierten der digital tagenden Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Zander sprach als Mitglied des im Mai ausgesetzten Betroffenenbeirats der EKD.
Zander, der als Kind in einem Heim der evangelischen Brüdergemeinde Korntal missbraucht worden war, sagte weiter, die Betroffenenbeteiligung sei eine Haltung. Es dürfe in der Kirche keine falsche Scheu geben, die Täter zu identifizieren. Die EKD brauche nun Mut und einen geraden Rücken.
Auch Henning Stein, dessen Sohn zum Opfer von Missbrauch in der Kirche wurde, forderte Augenhöhe von den zuständigen Bischöfen und Bischöfinnen. Er habe vor vielen Jahren am Runden Tisch zur Aufarbeitung von Missbrauch die Belange von Behinderten vertreten. Die damalige Augenhöhe mit Ministerinnen beeindrucke ihn bis heute, sagte Stein, der ebenfalls dem Betroffenenbeirat angehörte. „Betroffenheit als Reaktion auf uns Betroffene reicht nicht“, betonte Karin Krapp, Missbrauchsbetroffene und heute Pfarrerin.
Die Entscheidung des Rates der EKD, den erst im Herbst 2020 berufenen Betroffenenbeirat auszusetzen, bezeichnete Zander im Nachhinein als „richtig“. Er sagte, das Gremium sei zuletzt wie gelähmt gewesen. Sein Kollege aus dem ausgesetzten Betroffenenbeirat, Matthias Schwarz, erklärte, dass eine Begleitung des Betroffenenbeirats notwendig gewesen wäre. Es sei nicht klar gewesen, wie der Beirat an der Aufarbeitung in der EKD mitwirken könne und welchen Einfluss beispielsweise die Stellungnahmen des Gremiums besäßen.