Hannover, Berlin (epd). Der geschäftsführende Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) hat die bisherigen Verhandlungsergebnisse bei der UN-Klimakonferenz in Glasgow scharf kritisiert. „Die sich abzeichnenden Beschlüsse reichen nicht aus, das 1,5 Grad-Ziel zu erreichen“, sagte Müller dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (Samstag). Auch die Unterstützungsangebote für die Entwicklungsländer seien absolut unzureichend, selbst wenn sie voll umgesetzt würden.
„Die Entwicklungsländer und der afrikanische Kontinent dürfen nicht die Verlierer des Klimawandels sein“, mahnte der CSU-Politiker. Während die Industrie- und Schwellenländer historisch und aktuell die Hauptverursacher von CO2 seien, trügen die Entwicklungsländer und besonders Afrika die Hauptlast der Erderwärmung und ihrer Konsequenzen. Hier hätten bereits Millionen Menschen durch den Klimawandel ihre Lebensgrundlagen verloren.
„Notwendig ist ein Klima-Lastenausgleich von Reich zu Arm“, sagte Müller. Dazu sei ein Investitionsprogramm sowohl privater als auch öffentlicher Institutionen nötig. „Diese Länder benötigen jetzt grüne Finanzströme in Infrastruktur, Industrialisierung und Klimaanpassung.“
Das Pariser Klimaabkommen von 2015 setzt das Ziel, die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen. Bisherige Prognosen gingen von einem Anstieg um 2,7 Grad aus, wenn alle Klimaschutz-Ankündigungen umgesetzt werden.
Zur Halbzeit der Weltklimakonferenz in Glasgow hatten Verhandler ermutigende Signale im Kampf gegen die Erderwärmung hervorgehoben. Der US-Klimabeauftragte John Kerry erklärte am Freitag, er habe in der ersten Woche eines solchen Gipfels noch nie so viele Ankündigungen und Finanzzusagen erlebt wie dieses Mal. Der deutsche Staatssekretär Jochen Flasbarth sprach von einem „Feuerwerk“ von Initiativen, räumte aber zugleich ein, dass es bei den technischen Verhandlungen strittige Punkte gebe.