Berlin (epd). Der israelische Botschafter in Deutschland, Jeremy Issacharoff, hat sich besorgt über zunehmenden Antisemitismus in Deutschland gezeigt. Im Interview mit der „Berliner Zeitung“ (Donnerstag), erklärte er, Attacken auf Juden gebe es seit Langem in Europa: „Aber wenn es in Deutschland passiert, dann schockiert mich das besonders.“
Mit Blick auf die Koalitionsverhandlungen in Berlin äußerte Issacharoff die Hoffnung, dass künftig jede Möglichkeit genutzt werde, antisemitische Übergriffe durch die Justiz zu verhindern. Antisemitismus bedrohe nicht nur Juden und Israelis. Er sei darüber hinaus eine „große Bedrohung für die Stabilität und Sicherheit dieses Landes“.
Der israelische Botschafter warnte in dem Interview davor, Kritik an seinem Land mit Antisemitismus gleichzusetzen. Es müsse vielmehr jeweils die Frage gestellt werden, was hinter der Kritik stecke: „Man muss sehr vorsichtig sein, wenn man das Label Antisemitismus benutzt. Wenn es ausgesprochen werden muss, dann richtig. Aber man sollte das mit Vorsicht tun.“
Mit Blick auf die Israel-Boykott-Bewegung (BDS) betonte Issacharoff, einen Maßstab an sein Land anzulegen, der sich ausschließlich auf Israel beziehe, sei „zumindest angelehnt an antisemitische Haltungen“. Boykott-Aktionen wie die Weigerung der irischen Autorin Sally Rooney, ihr neues Buch ins Hebräische übersetzen zu lassen, führten Menschen nicht zusammen, sondern trenne sie.
Issacharoff ist seit vier Jahren israelischer Botschafter in Deutschland.