Köln (epd). „Wir sind Kirche“-Sprecher Christian Weisner hat sich für einen personellen Neuanfang im Erzbistum Köln ausgesprochen. Die Entscheidung von Papst Franziskus, Erzbischof Rainer Maria Woelki grundsätzlich im Amt zu belassen, beruhe auf einem „sehr unklaren Verfahren“ und habe bei vielen für Irritationen gesorgt, sagte der Repräsentant der katholischen Reformbewegung am Dienstag im Deutschlandfunk. Ein Vorbild sein könne die Affäre um den früheren Limburger Bischof Tebartz-van Elst, der schließlich von Bischof Georg Bätzing abgelöst wurde.
Die Entscheidung des Papstes zu Woelki sei eine „Nichtentscheidung“, betonte Weisner. Allerdings rechne er nicht damit, dass Woelki nach seiner Auszeit nach Köln zurückkehren wird. Papst Franziskus hatte Woelki auf dessen eigenen Wunsch eine „geistliche Auszeit“ gewährt, die von Mitte Oktober bis Anfang März nächsten Jahres dauern soll. Woelki war wegen seines Umgangs mit der Missbrauchskrise im Erzbistum heftiger Kritik ausgesetzt.
Weisner äußerte sich auch kritisch über die Visitation im Erzbistum Köln. Im Juni hatten päpstliche Gutachter den Umgang der Bistumsleitung mit Missbrauchsfällen geprüft. Doch was „der Untersuchungsauftrag war, das ist ja alles im Geheimen geblieben“, sagte Weisner. Zur Lösung der Probleme im Erzbistum Köln plädierte der „Wir sind Kirche“-Sprecher sogar für dessen Auflösung. Man sollte vielmehr kleinere Bistümer bilden, damit die Kirche wieder näher an den Menschen sein könne.
Woelki habe versucht, bei der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle der Erste zu sein. Er habe aber den „falschen Weg eingeschlagen“, weil er sich nur auf die juristischen Dinge habe beziehen wollen, sagte Weisner. Die moralischen Aspekte seien dabei nicht berücksichtigt worden. Zudem seien schwere Fehler in der Kommunikation gemacht worden. Woelki bleibe ein „Bischof alten Stils“, er vermisse bei ihm einen aufrichtigen Willen zur Umkehr.
Weisner beklagte auch, dass der Vatikan die Situation der katholischen Kirche in Deutschland falsch einschätze. Diese habe eine große Bedeutung für die katholische Weltkirche, theologisch aber auch finanziell. Aber in der derzeitigen Krise der katholischen Kirche in Deutschland würden in Rom nicht die richtigen Entscheidungen getroffen.