Genf (epd). Mindestens 15 Geflohene sind laut den Vereinten Nationen vor der Küste Libyens ertrunken. Die libysche Küstenwache habe ein Boot mit Dutzenden Menschen, die das Mittelmeer überqueren wollten, zurück gezwungen, erklärte die Sprecherin der Internationalen Organisation für Migration, Safa Msehli, am Dienstag in Genf. Das hätten 90 Überlebende berichtet.
Das Flüchtlingshilfswerk UNHCR gab an, 15 Leichen geborgen zu haben, als zwei Boote am Marinestützpunkt der libyschen Hauptstadt Tripolis ankamen. „Ein tragischer Verlust von Menschenleben“, erklärte die Organisation. Für 177 Überlebende sei Nothilfe geleistet worden. Einige hätten dringend medizinische Versorgung gebraucht. Die Boote seien in der Nacht davor von den Küstenorten Zuwara und Al Khums gestartet.
IOM-Sprecherin Msehli verwies darauf, dass die Rückführung der Überlebenden in die elende Internierung die Traumata der Migranten verlängere und in vielen Fällen verschlimmere. Das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte prangerte die grauenhaften Zustände in den Gefangenenlagern für Flüchtlinge an, in denen Gewalt und Not herrschten. Libyen müsse alle Internierten frei lassen, forderte die Sprecherin des Hochkommissariats, Marta Hurtado.
Seit Anfang Oktober habe es eine Serie entsetzlicher Übergriffe auf Migranten rund um die Camps gegeben, bei denen viele Menschen getötet worden sein. Am Freitag wurden nach UN-Angaben mindestens sechs Menschen durch Sicherheitspersonal in einem Internierungslager in Tripolis getötet worden. Zuvor waren demnach Tausende Migrantinnen und Migranten bei Razzien festgenommen worden, so dass das Lager komplett überfüllt war.
Am Mittwoch vergangener Woche flohen nach Angaben des Menschenrechts-Kommissariat 500 Migranten aus dem Lager Gheriyan. Wachmannschaften hätten sie gejagt und das Feuereröffnet. Nach vorläufigen Erkenntnissen seien mindestens vier Menschen getötet worden, viele andere hätte Verletzungen erlitten. Flüchtlinge und Migranten, die vor allem aus anderen Ländern Afrikas stammen, versuchen von Libyen aus über den Seeweg Europa zu erreichen.