Kritik an Leipziger Hotel nach Antisemitismus-Fall

Kritik an Leipziger Hotel nach Antisemitismus-Fall
Der von dem Musiker Gil Ofarim bekannt gemachte offenbar antisemitische Vorfall im Leipziger Westin Hotel sorgt weiter für Empörung. Der Zentralrat der Juden kritisiert das Hotelmanagement scharf - auch für das Zeigen eines Banners.

Leipzig, Berlin (epd). Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat sich enttäuscht über eine fehlende offizielle Reaktion des Leipziger Westin Hotels nach dem mutmaßlichen antisemitischen Vorfall gezeigt. „Wir sind mehr als irritiert, dass eine deutliche Entschuldigung des Hotels gegenüber Gil Ofarim bisher ausgeblieben ist“, erklärte Zentralratspräsident Josef Schuster am Mittwoch in Berlin.

Zugleich kritisierte er ein Banner, das vor dem Hotel bei einer Demonstration am Dienstagabend gezeigt wurde. „Nach der antisemitischen Anfeindung gegen einen Juden in Deutschland fällt dem Hotel nichts anderes ein, als die israelische Flagge und Symbole des Islam auf ein Banner zu drucken“, erklärte Schuster. Und dass, obwohl die Leipziger Synagoge fußläufig vom Hotel entfernt liege.

„Offenbar gibt es im Westin Grand in Leipzig wenig Bewusstsein dafür, dass Juden Teil der deutschen Gesellschaft sind“, kritisierte Schuster. Dem Musiker Gil Ofarim soll nach eigenen Angaben am Montagabend das Einchecken in das Hotel verwehrt worden sein, weil er eine Kette mit Davidstern trug. In sozialen Netzwerken berichtete der 39-Jährige, das Mitarbeiter gerufen hätten: „Pack deinen Stern ein!“ und „Packen Sie Ihren Stern ein.“

Das Hotel hat Medienberichten zufolge die betreffenden Mitarbeiter beurlaubt. „Wir sind ein weltoffenes Hotel und lehnen jede Form von Intoleranz, Diskriminierung und Antisemitismus auf das Schärfste ab“, zitierte die „Leipziger Volkszeitung“ die stellvertretende Managerin Antje Reichstein. Für ein weiteres Statement war die Hotelleitung bis zum Dienstagmittag nicht erreichbar.

Auch Ofarim ist von der Kommunikation des Hotels enttäuscht. „Ich habe bislang weder eine Stellungnahme, noch eine Form der Entschuldigung erhalten, gar nichts“, sagte der Sänger dem ARD-Magazin „Brisant“. Ob er Anzeige gegen die Mitarbeiter des Hotels stellen werde, habe er noch nicht entschieden. Die Staatsanwaltschaft Leipzig hatte angekündigt, die Vorwürfe zu prüfen.

Der Vorfall hatte bundesweit für Empörung gesorgt. „Dass es so hohe Wellen schlägt, hätte ich nicht gedacht“, sagte der Musiker dem ARD-Magazin. Er sei aber „sehr dankbar, dass es nicht unterging und dass es die Gesellschaft mitkriegen kann“. Er hoffe, „dass sich diesmal auch etwas ändern kann“.

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe, es sei gut und wichtig, dass der Musiker diesen „inakzeptablen Vorgang“ öffentlich gemacht habe. Der Fall zeige aber auch, wie viel mehr Aufklärung in Deutschland nötig sei.

Laut Medienberichten hatten noch am Dienstagabend vor dem Leipziger Hotel rund 600 Menschen gegen Antisemitismus demonstriert. Dass dabei ein Banner mit dem Logo des Hotels, eingerahmt von israelischen Flaggen sowie Halbmond und Stern, hochgehalten werde, zeige aber auch „einen großen Nachholbedarf vieler, was Wissen über Jüdischsein und den Staat Israel betrifft“, sagte Klein.

Sachsens Beauftragter für jüdisches Leben, Thomas Feist, zeigt sich schockiert, dass so ein Vorfall in einem internationalen Hotel passiert. „Da bleibt einem die Sprache weg“, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd). Eine Entschuldigung sei das Mindeste. Zudem müsse das Personal geschult und aufgeklärt werden.