Halle (epd). Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat in ihrer vermutlich letzten Rede zum Tag der Deutschen Einheit zur entschiedenen Verteidigung der Demokratie aufgerufen. „Manchmal gehen wir mit den demokratischen Errungenschaften, so fürchte ich, etwas zu leichtfertig um“, sagte Merkel am Sonntag beim zentralen Festakt in Halle an der Saale in Sachsen-Anhalt. Sie verwies auf zunehmende Angriffe etwa auf die Pressefreiheit und das Schüren von Hass „ohne Hemmung und ohne Scham“.
Es stehe nicht weniger als der gesellschaftliche Zusammenhalt auf dem Prüfstand, mahnte Merkel. Verbale Verrohung und Radikalisierung dürften dabei nicht nur von den Angegriffenen selbst zurückgewiesen werden.
Mit sehr persönlichen Beispielen wies die Bundeskanzlerin auch auf anhaltende Missverständnisse in der gegenseitigen Wahrnehmung von Ost und West hin. Noch heute müssten sich etwa Ostdeutsche ihrer Generation für ein Leben in der DDR als biografischer „Ballast“ rechtfertigen. Die Gestaltung der Einheit des Landes sei kein abgeschlossener Prozess. Die Zukunft müsse gemeinsam geformt werden. Dafür sei Respekt vor den jeweiligen Erfahrungen und Biografien, aber auch vor der Demokratie nötig.
Zuvor hatte der amtierende Bundesratspräsident und sachsen-anhaltische Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) daran erinnert, dass die friedliche Revolution von 1989 ein radikaler Systemwandel ohne Blutvergießen gewesen sei. „Die friedliche Revolution taugt durchaus zum Gründungsmythos des vereinigten Deutschlands“, sagte er. Vor der Feierstunde wurde ein ökumenischer Gottesdienst gefeiert.