Frankfurt a.M. (epd). Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hat sich für Mitbestimmung und Teilhabe für Laien in allen Bereichen der Kirche ausgesprochen. „Es geht um echte Partizipation an Entscheidungen auf allen Ebenen der Kirche“, sagte Bätzing am Donnerstag zu Beginn der zweiten Tagung des Synodalen Wegs in Frankfurt am Main. Noch bis Samstag beraten die katholischen Bischöfe, weitere Kleriker und die Kirchenbasis über Reformvorschläge zur Änderung von Machtstrukturen und verfestigten Kirchenlehren, um die Kirchenkrise im Zuge des Missbrauchsskandals zu überwinden.
Der Limburger Bischof Bätzing sagte, er sei zuversichtlich, dass eine Mehrheit seiner Bischofskollegen am Ende konkreten Reformen zustimmen wird. Die Bischöfe hätten um den Reformprozess gemeinsam mit den katholischen Laien gebeten und seien nun auch in der Verantwortung, Veränderung anzunehmen. Außerdem sei das Verfahren auf breite Mitwirkung ausgelegt, sodass sich alle gleichermaßen einbringen können. Bätzing ist zusammen mit dem Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, im Präsidium des Synodalen Wegs. Von den 230 Delegierten sind 212 in Frankfurt anwesend. Der Synodale Weg, der 2019 vom Zentralkomitee und der katholischen Deutschen Bischofskonferenz verabredet wurde, tritt wegen der Corona-Pandemie erst zum zweiten Mal in Präsenz zusammen.
Auf der Tagesordnung stehen mehr als ein Dutzend Texte und Reformvorschläge, über die nun in erster Lesung beraten werden soll. Darunter ist ein Vorschlag über die Beteiligung von Laien an der Wahl eines Bischofs.
Der Präsident des Zentralkomitees Sternberg betonte den wegweisenden Charakter des Treffens. „Wir wollen Wegweiser errichten, wie die Arbeit weitergehen kann“, sagte er. Es gebe viel Ärger, Wut und Aufregung bis in die Kirchengemeinden hinein über liegengebliebene Reformen, sagte er. Das treffe sich mit dem festen Willen der Synodalen, Voten abzustimmen, wie man Reformen in Angriff nehmen könne. „Wir ringen um Ergebnisse“, unterstrich Sternberg.
Katholische Reformgruppen appellierten zu Beginn des Treffens an die Bereitschaft für Veränderungen. Die jüngsten irritierenden Personalentscheidungen des Vatikans zu Hamburg und Köln zeigten, wie groß in der kirchlichen Hierarchie die Angst vor Machtverlust sei, sagte Christian Weisner von der Reformbewegung „Wir sind Kirche“. Vergangene Woche war bekannt geworden, dass der Kölner Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki und zwei seiner Weihbischöfe trotz Fehlern im Umgang mit der Aufarbeitung von Missbrauch im Amt bleiben sollen. Auch der Hamburger Erzbischof Stefan Heße, der bis 2015 in verschiedenen verantwortlichen Positionen im Erzbistum Köln tätig war, behält sein Amt.
Die katholische Theologin und Professorin für Religionspädagogik, Agnes Wuckelt, forderte eine Weiterentwicklung der katholischen Lehre. Es müsse gelebte Praxis werden, dass auch in der katholischen Kirche unterschiedliche Meinungen und Einstellungen legitim seien. Die kirchliche Lehre habe sich über die Jahrhunderte ständig verändert. Wuckelt ist stellvertretende Bundesvorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) und selbst Delegierte des Synodalen Wegs. Sie arbeitet im Forum „Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche“ mit.
Um auf die Gleichberechtigung aller Getauften in der katholischen Kirche aufmerksam zu machen, verteilten die Reformgruppen Schals in Regenbogenfarben mit der Aufschrift „getauft und gefirmt“ an die Teilnehmenden des Synodalen Wegs, die sich in der Frankfurter Messe trafen.