Frankfurt a.M., Berlin (epd). 55 Hilfsorganisationen fordern spezielle Aufnahmeprogramme der Bundesländer für bedrohte Menschen aus Afghanistan. „Auf keinen Fall dürfen, wie offiziell geschehen, die Listen des Auswärtigen Amtes mit besonders gefährdeten Personen geschlossen werden“, sagte Günter Burkhardt, Geschäftsführer von Pro Asyl, am Donnerstag in Frankfurt am Main. Den Appell haben unter anderem der Paritätische Wohlfahrtsverband, Caritas, Diakonie und die Arbeiterwohlfahrt unterzeichnet.
Die Listen des Auswärtigen Amtes müssten weitergeführt werden und die bedrohten Afghaninnen und Afghanen benötigten digitale Bestätigungen zur Einreise in Drittstaaten oder nach Deutschland, hieß es. Zudem fordern die Organisationen Charterflüge aus Nachbarstaaten Afghanistans sowie die Erteilung von Visa. Die Bundesregierung lasse momentan zu wenige Menschen aus Afghanistan nach Deutschland einreisen, lautete ihre Kritik. Bislang sei es zu keinem angemessenen politischen Handeln gekommen, so die Organisationen.
„In den vergangenen Tagen und Wochen haben sich viele Menschen an die Diakonie gewandt, die selbst oder deren Angehörige gefährdet sind. Die Evakuierung vieler dieser Menschen ist nicht mehr gelungen. Sie brauchen unbürokratische Aufnahmezusagen auf digitalem Weg“, betonte der Präsident der Diakonie, Ulrich Lilie. Nun gelte es, die Glaubwürdigkeit westlicher Demokratien weltweit unter Beweis zu stellen, zu Freiheit, Demokratie und Menschenrechten zu stehen und die Afghanen und Afghaninnen hierzulande unbürokratisch aufzunehmen.
Landesaufnahmeprogramme seien nötig, weil viele Menschen aus Afghanistan bereits in Deutschland lebende Verwandte hätten. Zudem sei die starke afghanische Gemeinschaft sowie aktive Bürgerinnen und Bürger bereit wären, neu Ankommende zu unterstützen. Wichtig sei es, auch erwachsene Kinder und andere Verwandte, die derzeit keine Chance auf Familiennachzug haben, über solche Programme nach Deutschland zu holen. Bundesaufnahmeprogramme seien hingegen zur Aufnahme von allen Personen ohne Verbindung nach Deutschland notwendig, hieß es.