Bonn, Berlin (epd). Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) ist skeptisch, ob für den ab dem Schuljahr 2026 beschlossenen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung an Grundschulen ausreichend qualifiziertes Personal zur Verfügung steht. „Wir haben einen Lehrermangel in ganz Deutschland. Es ist schon die Frage, wie die hohe Qualität gewährleistet werden kann“, sagte die stellvertretende VBE-Bundesvorsitzende, Simone Fleischmann, dem Fernsehsender Phoenix am Dienstagabend in Bonn. Der Lehrergewerkschaft gehe es „sehr stark darum“, dass qualifiziertes Fachpersonal gefunden werde. „Und da bin ich schon etwas pessimistisch, dass wir das bis dahin so flächendeckend vorhalten können“, fügte Fleischmann hinzu.
In fünf Jahren soll jedes neu eingeschulte Kind einen Ganztagsplatz in der Grundschule bekommen. Der Bundestag hatte am Dienstag in Berlin einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in Grundschulen beschlossen. Das Parlament stimmte damit einem Kompromiss zu, den der Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat in der Nacht zuvor erzielt hatte. Der Bundesrat muss dem Entwurf noch formal zustimmen.
Fleischmann ergänzte, bevor man entsprechende Fachkräfte suche, müsse man zunächst die Frage klären, ob man Ganztagsbildung oder Ganztagbetreuung favorisiere. Erst nach Beantwortung dieser Frage könne man definieren, „welche Qualifizierungsmaßnahmen sind notwendig und welches Personal brauchen wir“.
Eltern wollten die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Längst hätten sich Familienbilder und Arbeitsstrukturen grundlegend verändert. „Die Mama wartet nicht um 13 Uhr mit der Suppe zu Hause auf die zwei Kinder“, sagte Fleischmann. Diesen Veränderungen müsse auch ganzheitliche Bildung Rechnung tragen.