Mit dem Fall der Mauer verlor die Evangelische Verlagsanstalt (EVA) nicht nur ihre Monopolstellung als einziger evangelischer Kirchenverlag der DDR. "Die Daseinsberechtigung, die Literaturversorgung der evangelischen Gemeinden im DDR-Staat, war über Nacht förmlich weggebrochen", sagte EVA-Geschäftsführer Sebastian Knöfel dem Evangelischen Pressedienst. Die EVA habe vor einer publizistisch völlig neuen Situation gestanden.
War in der DDR-Zeit das größte Problem die Papierbeschaffung, so musste sich der Verlag nun mit einer wirtschaftlichen Neuordnung und den veränderten Marktbedingungen arrangieren. Das Unternehmen habe mit Absatzrückgängen, neuer Konkurrenz zu evangelischen Verlagen in Westdeutschland sowie der Auflösung des Berliner Hauptsitzes erhebliche betriebswirtschaftliche Einschnitte verkraften müssen.
"Gravierende Probleme ergaben sich aus der vergleichsweise viel zu großen Personalbesetzung", sagte Knöfel, aber auch wegen den langwierigen Herstellfristen, einem unterentwickelten Vertriebssystem und dem Wegfall aller Subventionen. Von etwa 80 Mitarbeitenden in Berlin und Leipzig konnten nach 1990 nur noch vier beschäftigt werden. Aktuell seien es elf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am inzwischen einzigen Standort Leipzig.
Jubiläumsfeier in der Thomaskirche
"Mittlerweile gehört die EVA deutschlandweit und international zu den titel- und auflagenstärksten theologischen Verlagen", sagte Knöfel. Von dreistelligen Auflagen bei Fachbüchern bis zu fünfstelligen bei Geschenkbüchern und Belletristik sei alles vertreten. Neben theologischer Fachliteratur werden auch etliche Titel für die Gemeindepraxis angeboten. Als Beispiele nannte der Verlagschef das Begleitbuch zur jährlichen evangelischen Fastenaktion "Sieben Wochen Ohne".
Im Dezember 2020 waren die Gesellschafteranteile des Verlags neu geordnet worden. Die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens zog sich zurück, begründete dies mit mittelfristigen Sparvorgaben. Ihr Anteil wurde vom bisherigen Mehrheitsgesellschafter Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP) und von der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) übernommen.
Das Jubiläum der Evangelischen Verlagsanstalt wird am 2. September mit einem Festakt in der Leipziger Thomaskirche begangen. Zu den Festrednern gehören unter anderem der Präsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Christoph Markschies, sowie der Theologie-Professor Ingolf U. Dalferth. Das geistliche Wort steuert Landesbischof Friedrich Kramer von der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland bei.