Danach müssten Militärausgaben konsequent in zivile Bereiche umschichtet werden, um Demokratie und Frieden zu stärken, sagte Legat am Dienstag: "Kriege töten nicht nur, Kriege zerstören nicht nur Städte, Dörfer und die Umwelt. Sie zerstören seelisch, ohne dass vielleicht vor Ort Kugeln fliegen. Und auch nach einem Krieg tobt er weiter in den Köpfen der Menschen, in den Familien, in den Freundeskreisen."
Nach den Worten Legats versagt die militärische Sicherheitslogik immer wieder, weil sie weder Sicherheit noch Frieden bringe. Die Bilder und Berichte aus Afghanistan führten das gerade wieder drastisch und schmerzhaft vor Augen, doch sie überraschten nicht. "Toleranz, Akzeptanz grundlegender Menschenrechte und Demokratie lassen sich nicht durch Gewehre und Drohnen erzwingen", betonte der Theologe.
Nach dem 20-jährigen Krieg, der das Leiden der Menschen in Afghanistan verstärkt, Hass gesät und Konflikte unter den Volksgruppen weiter angeheizt habe, bleibe ein "Scherbenhaufen zurück, mit dem die Menschen in Afghanistan allein gelassen werden". Der sofortige Zerfall staatlicher Strukturen nach Abzug der ausländischen Truppen aus Afghanistan zeige die Kurzsichtigkeit und Irrationalität der militärischen Sicherheitslogik.
Legat betonte, Sicherheit komme nicht aus vermeintlicher Waffenstärke, sondern aus der Zivilgesellschaft. Militärische Interventionen von außen mit dem Ziel von Regimewechseln und des Aufbaus stabiler Demokratien seien nicht nur in Afghanistan, sondern auch im Irak und in Libyen gescheitert. "Wir brauchen deshalb künftig eine Friedenslogik", sagte Legat: "Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind die Grundpfeiler für ein sicheres und friedliches Zusammenleben. Wir müssen rauskommen aus der Aufrüstungsspirale, hin zur echten Abrüstung."