Berlin (epd). Der Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) rechnet nach der Machtübernahme der Taliban damit, dass Suchanfragen nach Vermissten aus Afghanistan zunehmen werden. In den Beratungsstellen zur Familienzusammenführung sei schon seit Tagen ein drastischer Anstieg zu verzeichnen, sagte DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt am Freitag in Berlin. Sie registrierten bereits Hunderte von Anfragen. Das DRK werde in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) sein Möglichstes tun, um vermisste Angehörige zu finden, kündigte Hasselfeldt an.
Die DRK-Präsidentin stellte anlässlich des Internationalen Tags der Vermissten am 30. August die Bilanz des Suchdienstes von 2020 vor. Danach wurden 1.657 internationale Anfragen bearbeitet, die meisten kamen aus Afghanistan, Somalia, Irak und Syrien. Weltweit werden nach Angaben des internationalen Suchdienst-Netzwerks vom Roten Kreuz und Roten Halbmond mehr als 210.000 Menschen aufgrund von Flucht, Vertreibung und Krieg vermisst. Das IKRK konnte 9.500 Menschen finden, deren Angehörige sie suchen ließen; das sind im Durchschnitt 26 Menschen am Tag.
Noch immer gehört auch die Klärung der Schicksale von Wehrmachtssoldaten und Zivilisten, die seit dem Zweiten Weltkrieg vermisst werden, zu den Aufgaben des DRK-Suchdienstes. Dazu erhielt er im vorigen Jahr 11.501 Anfragen, etwas mehr als 2019. Die meisten kamen aus Deutschland, aber auch aus Russland, Österreich, Polen, Norwegen und Australien.
Die internationale Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung ist mit nationalen Gesellschaften in 192 Ländern die größte humanitäre Organisation der Welt.