"Um uns und andere weiterhin zu schützen, empfehlen wir, sich an die Konzeptionen zu halten, die sich in der Pandemie bewährt haben: Abstand halten, Hygieneregeln einhalten und Masken tragen", sagte der leitende Theologe der Rheinischen Kirche, Präses Thorsten Latzel, dem Evangelischen Pressedienst. "Eine Anwendung der 3G-Regel mit Kontrolle des Impf- oder Teststatus wäre für unsere Gottesdienste nicht flächendeckend leistbar." Wenn Gemeinden die Regel anwenden wollten, könnten sie das aber tun. Die Empfehlungen der Landeskirche würden zudem der jeweils aktuellen Lage angepasst.
Nach den jüngsten Bund-Länder-Beschlüssen sind öffentliche Innenräume nur noch für geimpfte, genesene oder negativ getestete Menschen zugänglich. Kirchen sind wegen des Grundrechts der Religionsausübung von der 3G-Regel ausgenommen. Dank bewährter Schutzkonzepte habe es aber in den rheinischen Gemeinden bislang keine größeren Infektionsherde gegeben, betonte Latzel. "Auch wenn es jetzt viele Geimpfte und Genesene gibt, lassen wir weiter die gleiche Vorsicht walten, um die Ansteckungsgefahr zu minimieren." Anders als die rheinische Kirche empfiehlt die Evangelische Kirche von Westfalen ihren Gemeinden für Gottesdienste die Anwendung der 3G-Regel, sie ermögliche wieder mehr Freiheit für das kirchliche Leben.
Die rheinische Kirche wirbt nach Latzels Worten dafür, sich impfen zu lassen, dies sei auch eine Frage der Verantwortung gegenüber anderen. Dass es weiterhin keine Impfpflicht geben soll, befürwortet der 50-jährige Theologe, weil es "um einen massiven Eingriff in den eigenen Körper" gehe. Zugleich halte er es für richtig, dass Menschen die Folgen für das eigene Tun spüren, wenn sie sich nicht impfen lassen, obwohl sie dies könnten: "Wenn ich mich und andere nicht bestmöglich schütze, muss ich auch mit den sozialen Folgen dieser Entscheidung leben."
Verlust an Begegnung
Latzel räumte ein, dass die pandemiebedingten Einschränkungen bei Gottesdiensten zu einem "Verlust an Begegnungskultur, an leiblicher Begegnung" geführt hätten. Das gelte vor allem für Taufen, Trauungen und das Abendmahl. Die Menschen wünschten sich mehr reale Begegnungen von Angesicht zu Angesicht.
Zugleich hätten die Kirchengemeinden mit viel Kreativität alternative Angebote für Gottesdienste und andere Formate entwickelt, sagte der oberste Repräsentant von knapp 2,4 Millionen Protestanten zwischen Niederrhein und Saar. Die digitalen Angebote seien nicht nur Ersatz, sondern erreichten Menschen auf andere Weise als klassische Gottesdienste, unterstrich Latzel. "Deshalb werden solche neuen speziellen Formate wie Mikroandachten, geistliche Blogs oder digitale Gebetszeiten sicher fortgeführt und weiterentwickelt, auch wenn wieder Präsenzgottesdienste normal stattfinden können."