"Seit geraumer Zeit sehen wir die Entwicklung, dass pentekostale Gemeinschaften nicht nur zu missionarischen Zielen die Öffentlichkeit suchen, sondern sich bemühen, die Politik aktiv zu beeinflussen", erklärte der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz nach einem am Freitagabend beendeten Online-Treffen mit Experten aus 40 Ländern. Ohne Bedenken gegenüber einer unzulässigen Vermischung von Politik und Religion werde dann Religion oft sehr direkt in die Politik getragen.
In der katholischen Bischofskonferenz beobachtet man laut Schick seit fast 30 Jahren die dynamische weltweite Ausbreitung evangelikaler und pfingstkirchlicher Gemeinschaften: "Europa scheint dabei ein Sonderfall zu sein. Zwar erleben auch wir hier die Abwendung von den traditionellen Großkirchen. Anders als in Amerika, Afrika und Asien führt der Rückzug von den großen Kirchen jedoch kaum zur Hinwendung zu evangelikalen oder pfingstkirchlichen Gruppen. Stattdessen bedeutet er in Europa eine weiter fortschreitende Säkularisierung und Entfremdung von Glauben und Religion."
Mit Blick auf das politische Wirken der Pfingstkirchen stellte Schick die Fragen: "Wo ist die Grenze legitimer Einflussnahme? Wo gefährdet der Einfluss von Religion das gedeihliche gesellschaftliche Miteinander von Menschen unterschiedlicher Überzeugungen, unterschiedlicher Konfessionen und Religionen - und was entspricht demgegenüber unserem Auftrag als Christen zur Gesellschaftsgestaltung?"
Die Pfingstbewegung entstand Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Pfingstkirchen sind meist in unabhängigen Gemeinden strukturiert. Weltweit rechnen sich Schätzungen zufolge bis zu 600 Millionen Menschen den Pfingstkirchen und charismatischen Bewegungen zu. Es ist die am stärksten wachsende christliche Gemeinschaft, vor allem in Lateinamerika, Afrika und Asien. In Deutschland gibt es mindestens 100.000 charismatisch-pfingstlich geprägte Christen in und außerhalb der Volkskirchen.
Wichtig für Angehörige der Pfingstbewegung ist eine unmittelbare Beziehung zu Jesus Christus und den Heiligen Geist durch intensives Gebet und leidenschaftliche Gottesdienste. Die Nähe zu Gott äußert sich dieser Lehre zufolge auch durch Wunder und Zeichen wie spontane Krankenheilung oder die Gabe der Prophetie. Die traditionellen Kirchen stehen dieser Form des Christseins oft skeptisch bis ablehnend gegenüber. Die Pfingstkirchen erinnern mit ihrem Namen an die Anfänge des Christentums und die in der Bibel geschilderte Ausgießung des Heiligen Geistes am Pfingstfest.