Gegner des Kunstwerks haben sich zu dem Verein "Initiative für die Bewahrung und Gestaltung der Marktkirche" zusammengeschlossen, wie sie auf ihrer Internetseite erläutern. Ebenso wie der Architekten-Erbe Georg Bissen wollen sie die Installation verhindern. Die Kritiker haben eine Petition gestartet, in der sie die Verantwortlichen der evangelischen Marktkirche zu einem "konstruktiven Dialog" über die Gestaltung der mittelalterlichen Backsteinkirche auffordern.
Die Glasmanufaktur Derix im hessischen Taunusstein hat das zwölf Meter hohe Buntglasfenster, das von dem Künstler Markus Lüpertz entworfen wurde, unterdessen fertiggestellt. "Gerhard Schröder und Markus Lüpertz waren bei uns in der Werkstatt und haben das Fenster begutachtet und abgenommen", sagte Unternehmenssprecherin Anna Rothfuss am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Sie waren sehr zufrieden mit der Arbeit."
Fliegen sorgen für Diskussionen
Das Fenster zeigt eine große weiße Figur, die den Reformator Martin Luther (1483-1546) darstellen soll, sowie viele andere Motive mit Bezug zur Reformation. Für kontroverse Diskussionen sorgen vor allem fünf große schwarze Fliegen, die für das Böse und die Vergänglichkeit stehen. Die Kosten für das Kunstwerk werden auf rund 150.000 Euro geschätzt. Schröder, Ehrenbürger von Hannover, hat sie bereits beglichen. Der frühere Bundeskanzler wollte dafür Vortragshonorare weitergeben. Anlass für das Geschenk war das 500. Reformationsjubiläum 2017.
Ob das Fenster eingebaut werden darf, entscheidet demnächst das Oberlandesgericht in Celle. Der Architekten-Erbe Georg Bissen hat Beschwerde dagegen eingelegt. Sein Stiefvater Dieter Oesterlen (1911-1994) hatte die im Krieg zerstörte Marktkirche nach 1946 wiederaufgebaut und neu gestaltet, und Bissen hält die Urheberrechte daran. In erster Instanz hatte das Landgericht Hannover im Januar den Einbau erlaubt (AZ: 18 O 74/19). Es bestätigte damit einen Beschluss des Kirchenvorstands. Die Celler Richter werden voraussichtlich nach den Sommerferien entscheiden.
Die Kritiker des Fensters machen unter anderem geltend, dass die Gemeinde zur Verwendung der großzügigen Spende des Altkanzlers nicht befragt worden sei. Das Fenster hebe den Spender in eine "zu exponierte Position" und verändere die schlichte Ästhetik des Kirchenraums. "Einzelmaßnahmen, mit denen der Eindruck entstünde, großzügige Spender könnten ein Stück der Marktkirche als Ausstellungsfläche für sich oder ihre Freunde erkaufen, lehnen wir ab", erklärte der Verein.