Lambrecht und Holetschek gegen schnelles Ende der Corona-Maßnahmen

Lambrecht und Holetschek gegen schnelles Ende der Corona-Maßnahmen
Bundesjustizministerin warnt: "Die Pandemie ist noch nicht vorbei"
Die Forderung nach einem baldigen Ende aller Corona-Maßnahmen wird weiter diskutiert: Bundesjustizministerin Lambrecht und Bayerns Gesundheitsminister Holetschek stellen sich gegen solche Pläne. "Die Pandemie ist noch nicht vorbei", sagte Lambrecht.

München, Augsburg (epd). Der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) und Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) lehnen Forderungen nach einem baldigen Ende aller Corona-Maßnahmen ab. Lambrecht sagte, entscheidend für das Ende der Maßnahmen sei nicht, ob jeder Erwachsene ein Impfangebot erhalten habe, sondern der Stand der sogenannten Herdenimmunität. Sie stellen sich damit gegen Forderungen etwa von SPD-Chefin Saskia Esken oder Außenminister Heiko Maas (SPD), die für ein Ende der Beschränkungen plädiert hatten.

Bayerns Gesundheitsminister Holetschek sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), er rechne trotz der aktuell niedrigen Inzidenzen weiterhin mit Maskenpflicht und Abstandsgeboten. Dies werde „auch zum Schuljahresbeginn“ noch so sein, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Samstag mit Blick auf die bayerischen Sommerferien, die Ende Juli beginnen und Anfang September enden. Außenminister Maas hatte konkret den August als Termin für das Ende aller Corona-Beschränkungen ins Spiel gebracht.

Lambrecht sagte der „Augsburger Allgeminen“ (Samstag), man müsse „noch deutlich weiter in Richtung Herdenimmunität kommen“, ehe man das Ende aller Maßnahmen diskutieren könne: „Die Pandemie ist noch nicht überstanden.“ Kinder, für die es noch keinen zugelassenen Impfstoff gebe und auch Erwachsene mit bestimmten Vorerkrankungen oder Schwangere könnten sich derzeit eben nicht durch eine Impfung schützen.

Niedersachsens Ärztekammerpräsidentin Martina Wenker warnt angesichts der fortschreitenden Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus eindringlich davor, sich nach und nach von sämtlichen Schutzmaßnahmen zu verabschieden. „Das Coronavirus wird uns noch sehr lange beschäftigen“, betonte Wenker. Jetzt, wo Inzidenzen und Virusvarianten schon wieder stiegen, müssten zumindest Abstands-, Hygiene- und Maskenregeln weiter strikt eingehalten werden. „Wie kann man sich nur ernsthaft vom Maskentragen verabschieden wollen, wenn die meisten Kinder voraussichtlich gar keine Chance auf eine Impfung bekommen werden?“, fragte Wenker.

Alle verbliebenen Maßnahmen müssten aber laut Lambrecht fortwährend auf ihre Verhältnismäßigkeit hin überprüft werden. „Es ist ein großer Erfolg, dass Dank der niedrigen Infektionszahlen und des Fortschritts beim Impfen bereits die meisten Einschränkungen aufgehoben werden konnten“, sagte die SPD-Politikerin. Besonders gelte dies für die meisten Einschränkungen, die tief in die Grundrechte eingreifen.

Bayerns Gesundheitsminister Holetschek betonte, er habe großes Verständnis dafür, dass Menschen jetzt in ihre „schon lange ausgewählten Urlaubsziele fahren wollten. “Jede und jeder muss sich einfach gut überlegen, welche Konsequenzen das haben kann - bis hin zur Quarantäne bei der Rückkehr„, sagte er. Wenn man “große Rückschritte„ bei den Inzidenzen nach den Sommerurlauben verhindern wolle, “dann spielt auch das Testen für Reiserückkehrer eine bedeutende Rolle".