Frankfurt a.M. (epd). Das Rettungsschiff „Ocean Viking“ mit 572 aus Seenot geretteten Flüchtlingen an Bord dringt auf die Zuweisung eines sicheren Hafens. „Die Situation verschlechtert sich von Stunde zu Stunde“, erklärte die Organisation SOS Méditerranée, die das Schiff betreibt, am Donnerstag. Das Warten auf Informationen sei für die Geretteten nicht länger tragbar.
Die „Ocean Viking“ hatte die Flüchtlinge und Migranten seit Ende vergangener Woche bei sechs Einsätzen im zentralen Mittelmeer gerettet. Am Donnerstagmorgen habe die Besatzung der „Ocean Viking“ den fünften Antrag auf die Zuweisung eines sicheren Hafens bei den zuständigen Seefahrtbehörden gestellt, sagte SOS-Méditerranée-Sprecherin Petra Krischok dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die maltesischen Behörden hätten die Anfrage bereits abgelehnt. „Wir hoffen nun, dass Italien uns zügig einen sicheren Hafen zuweist“, sagte sie.
Von den insgesamt 572 Geretteten an Bord sind nach Angaben der Organisation 183 minderjährig. Davon seien 159 Kinder und Jugendliche ohne Begleitung von Erwachsenen. Auch zwei schwer körperlich behinderte Kinder sowie eine schwangere Frau seien an Bord.
Vor allem für die Flüchtlinge und Migranten, aber auch für die Crew, sei die Situation sehr belastend, sagte Krischok. „Es ist wahnsinnig eng an Bord des Schiffs.“ Einige Gerettete hätten bereits elf Tage auf See verbracht. Am Mittwochabend ist nach Angaben der Organisation ein Mann aus Verzweiflung über Bord gesprungen. Das Team habe ihn aber bergen können. Das Europa-Büro der Internationalen Organisation für Migration (IOM) forderte am Donnerstag auf Twitter ebenfalls die Zuweisung eines Hafens für die „Ocean Viking“.
Das Mittelmeer ist eine der gefährlichsten Fluchtrouten weltweit. Laut IOM sind in diesem Jahr bislang mindestens 898 Menschen bei dem Versuch ums Leben gekommen, auf diesem Weg nach Europa zu gelangen. Immer wieder warten private Seenotretter nach Einsätzen tagelang auf die Zuweisung eines sicheren Hafens durch die italienischen oder maltesischen Behörden.