Frankfurt a.M. (epd). Die Besatzung der „Ocean Viking“ hat im Mittelmeer 44 Menschen aus Seenot gerettet. Die Geflohenen seien aus zwei Holzbooten in der maltesischen Rettungszone an Bord geholt worden, teilte die Hilfsorganisation SOS Méditerranée, die das Schiff betreibt, in der Nacht auf Freitag mit. 15 der Geretteten seien minderjährig. Auch fünf Frauen seien an Bord genommen worden, zwei von ihnen seien schwanger. Außerdem würden zwei Gerettete mit Behinderung medizinisch betreut. Die beiden Boote seien womöglich zwei Tage lang auf dem Meer getrieben.
Laut SOS Méditerranée störte ein libysches Patrouillenboot, das sich näherte, bei der ersten Rettung. Die Seenotrettungsorganisation „Sea-Watch“ hatte bereits am Donnerstag schwere Vorwürfe gegen die libysche Küstenwache erhoben. Demnach sah die Besatzung des Beobachtungsflugzeugs der Organisation, „Seabird“, einen Angriff der Küstenwache auf ein Flüchtlingsboot in der maltesischen Rettungszone. Dabei seien Schüsse in Richtung des Bootes abgegeben und die Geflohenen mit Gegenständen beworfen worfen. Zudem sei mehrmals versucht worden, das Boot zu rammen.
Die libysche Küstenwache, die zu weiten Teilen aus Milizionären besteht und von der EU und europäischen Staaten finanziert und ausgebildet wird, steht immer wieder in der Kritik. Ihr wird vielfach vorgeworfen, Flüchtlinge illegal zur Rückkehr nach Libyen zu zwingen. Seenotrettungsorganisationen haben auch von Angriffen gegen sie berichtet. In Libyen werden die Flüchtlinge in Lager gebracht, wo unmenschliche Bedingungen und Gewalt herrschen.
Das Mittelmeer gehört zu den gefährlichsten Fluchtrouten weltweit. Bislang sind in diesem Jahr laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) mindestens 866 Menschen dabei ums Leben gekommen, auf diesem Weg nach Europa zu gelangen.