Berlin (epd). Mit Blick auf die Ausbreitung der ansteckenderen Delta-Variante des Coronavirus hat die Stiftung Patientenschutz eine rasche Entscheidung über die Nachimpfung in Pflegeheimen gefordert. „Noch im Juli braucht es eine politische Entscheidung, wann das Auffrischungsangebot für die Pflegeheimbewohner starten soll“, sagte Stiftungsvorstand Eugen Brysch dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (Freitag). Unterdessen erklärte der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (Stiko), Thomas Mertens, die Datenlage sei noch zu dünn für klare Empfehlungen.
„Für eine solide Antwort braucht es noch Daten, Zeit und Arbeit“, sagte Mertens der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ (Freitag). Demnach müsse man zwischen sogenannten Immunparametern, die im Labor bestimmbar seien, und der Schutzdauer einer Impfung unterscheiden. „Beides ist nicht bei allen gleich, sondern abhängig vom Alter und der Immunkompetenz des Geimpften. Ergebnisse zu den Immunparametern gibt es bisher wenige und wir erwarten weitere und mehr im Sommer“, sagte der Stiko-Chef. Zudem könne die Dauer der Schutzwirkung einer Impfung nur in Verlaufsstudien bestimmt werden.
Patientenschützer Brysch sagte, die meisten Heimbewohner hätten bereits im Februar ihre zweite Impfdosis erhalten. Es zeichne sich ab, dass der Impfschutz bei Hochbetagten schneller seine Wirkung verliere als bei der jungen und mittleren Generation. „Deshalb darf jetzt keine Zeit vertan werden“, mahnte er.
Als besorgniserregend bezeichnete er Rückmeldungen am Patientenschutztelefon des Verbandes zur Impfbereitschaft des Personals in der Altenpflege. Heimleitungen hätten anonym darüber berichtet, dass sich noch nicht einmal 50 Prozent der Altenpflegekräfte impfen ließen, sagte Brysch. „Eine gesetzlich vorgeschriebene, tägliche Testpflicht für alle ungeimpften Mitarbeiter muss also kommen, um das Virus vor der Tür zu stoppen.“
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte am Donnerstag erklärt, man bereite mögliche Auffrischungsimpfungen für pflegebedürftige Menschen in Pflegeeinrichtungen „gedanklich“ bereits vor. „Ich rechne bald mit Empfehlungen der Ständigen Impfkommission, was immunsupprimierte Menschen angeht und die Notwendigkeit einer Auffrischimpfung“, sagte der Minister.