Duisburg (epd). Erstmals seit Einführung des gesetzlichen Mindestlohns vor sechs Jahren ist der Anteil der Niedriglohnbeschäftigten laut einem Report unter 20 Prozent gesunken. 19,9 Prozent der Beschäftigten arbeiteten 2019 für einen Stundenlohn von unter 11,50 Euro brutto, erklärte das Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE) am Mittwoch. Als Niedriglohn wird laut der internationalen Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ein Stundenlohn bezeichnet, der geringer ist als zwei Drittel des mittleren Bruttostundenlohns.
2019 arbeiteten den Angaben zufolge 25,3 Prozent der ostdeutschen und 18, 9 Prozent der westdeutschen Beschäftigten für weniger als 11,50 Euro brutto pro Stunde. Insgesamt seien rund 7,2 Millionen Beschäftigte einem Niedriglohnjob tätig gewesen.
Die Wissenschaftler betonen besonders die positive Entwicklung im Osten Deutschlands: In den Jahren 2011 bis 2019 habe sich der Niedriglohnanteil dort von 39,4 Prozent auf 25,3 Prozent stark reduziert. Allein von 2018 auf 2019 habe es einen Rückgang um sieben Prozentpunkte gegeben. Das hänge auch damit zusammen, dass die tariflichen Verdienste in West- und Ostdeutschland inzwischen in vielen Branchen angeglichen wurden, hieß es. Im Westen Deutschlands habe der Niedriglohnanteil seinen bisher höchsten Wert mit 20,9 Prozent im Jahr 2011 erreicht und sei danach zwischen 19,6 und 20,6 Prozent geschwankt.
Den Angaben zufolge arbeiteten 2019 in Deutschland besonders häufig Minijobber (77 Prozent) für einen Stundenlohn von weniger als 11,50 Euro sowie unter 25-Jährige (48 Prozent), Beschäftigte ohne abgeschlossene Berufsausbildung (44 Prozent), befristet Beschäftigte (37 Prozent), Menschen aus anderen Ländern (31 Prozent) und Frauen (ein Viertel). 16 Prozent der Niedriglohnbeschäftigten waren dem Report zufolge im Einzelhandel, neun Prozent je in der Gastronomie sowie in der Gebäudebetreuung, knapp neun Prozent im Gesundheitswesen und knapp fünf Prozent im Bereich Erziehung und Unterricht beschäftigt.
Datengrundlage der Berechnungen ist den Angaben zufolge das sozio-oekonomische Panel (SOEP). Anders als Daten der Bundesagentur für Arbeit erlaube dies auch die Einbeziehung von Teilzeitbeschäftigten und Minijobbern, die überproportional häufig von niedrigen Stundenlöhnen betroffen seien, erklärten die Forscher des IAQ-Instituts.