Berliner "Pride Month" mit Sternmarsch gestartet

Berliner "Pride Month" mit Sternmarsch gestartet
Evangelischer Bischof Stäblein: "Homophobie ist Sünde"
Madonna mit Regenbogen-Heiligenschein, Corona-Maske in Regenbogenfarben, Begrüßung "im Namen der Gay Church": Die Berliner "East Pride"-Demonstration zum Christopher Street Day ist mit einem Gottesdienst gestartet.

Berlin (epd). Mit einem Sternmarsch zum Alexanderplatz hat der Berliner „Pride Month“ zum Christopher Street Day (CSD) begonnen. An den drei Demonstrationszügen, die in verschiedenen Stadtteilen starteten, nahmen am Samstag nach Angaben der Veranstalter rund 10.000 Menschen teil. Auf eine Abschlusskundgebung sei zum Schutz vor Coronainfektionen verzichtet worden, sagte eine Sprecherin von „CSD Berlin Pride“. An dem Punkt, an dem die drei Züge zusammentrafen, seien laut Polizei noch 2.000 bis 3.000 Menschen dabei gewesen. Die Berliner Polizei sprach am Sonntag von einer Teilnehmerzahl im unteren vierstelligen Bereich.

Zum Auftakt des „East Pride“-Zuges wurde in der evangelischen Gethsemanekirche im Stadtteil Prenzlauer Berg ein Gottesdienst gefeiert. Dort hatten in der DDR Teile der Homosexuellen-Szene Raum gefunden. Am Samstag stand dort im Gottesdienst das Bild einer Madonna mit einem Heiligenschein in Regenbogenfarben in der Nähe des Altars, danach wurde es zum „Pride“-Sternmarsch getragen. Die Darstellung der Schwarzen Madonna von Tschenstochau mit Regenbogen-Heiligenschein ist ein Symbol der Bewegung gegen die Diskriminierung sexueller Minderheiten in Polen.

Der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Christian Stäblein, rief dazu auf, Homosexualität innerhalb und außerhalb der Kirche zu respektieren. Im christlichen Bekenntnis müsse an die Stelle des Satzes „Homosexualität ist Sünde“ der Satz „Homophobie ist Sünde“ treten, sagte Stäblein in seiner Predigt. Der Bischof rief zugleich dazu auf, diskriminierten „gleichgeschlechtlich und verschieden Liebenden“ beizustehen, „ob in Ungarn oder in Russland oder wo auch immer“. Im Gottesdienst wurden auch Spenden zur Unterstützung des „Budapest Pride“ in Ungarn und für eine Menschenrechtsorganisation in Tschetschenien gesammelt.

Wo in biblischen Texten von Homosexualität die Rede sei, sei „nicht das gemeint, was wir heute damit verbinden“, sagte Stäblein. Die Texte richteten sich praktisch immer gegen eine „unfreie, gewaltsame, demütigende Gestalt von Machtausübung in sexualisierter Form“, betonte der Bischof: „Das ist in der Tat Sünde.“ Die Homosexualität, um die es heute gehe, sei jedoch „gleichgeschlechtliche Liebe in freier, hingebender Gestalt“, die den Namen Liebe auch verdiene. Im biblischen Verständnis sei hingegen „Homophobie als Abwertung und Ausgrenzung und Demütigung Sünde“.

Stäblein erinnerte zugleich an die Lesben- und Schwulen-Bewegung in der DDR. Zwar seien dort die „heute kaum mehr vorstellbaren Strafrechtsparagrafen“ gegen Homosexuelle aufgehoben worden. Eigenständige und emanzipatorische Gruppenbildung sei in der DDR jedoch als unsozialistisch angesehen worden, betonte der Bischof. In Kirchen seien in diesem Klima Räume für die Ausgegrenzten geöffnet worden, darunter in der Gethsemanekirche.

Der Christopher Street Day (CSD) erinnert an einen Aufstand der Homosexuellen-Community im Umfeld der Bar Stonewall Inn in der Christopher Street im New Yorker Stadtteil Greenwich Village, der am 28. Juni 1969 begann. Auslöser waren wiederholte Polizeikontrollen, Übergriffe und anhaltende Diskriminierung.