Bonn (epd). Anlässlich des 80. Jahrestags des Überfalls von Nazi-Deutschland auf die damalige Sowjetunion hat die Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF) zu Annäherung und Verständigung mit den postsowjetischen Staaten aufgerufen. Dabei solle die Anerkennung der Schuld für die Verbrechen weiterhin Ausgangspunkt des Dialogs mit der Ukraine, Belarus und Russland sein, auch wenn aktuelle politische Konflikte und Menschenrechtsverletzungen in der Region den Zugang erschwerten, teilte die AGDF am Sonntag in Bonn mit. Die Dimension des Vernichtungskriegs sei in Deutschland weitestgehend unbekannt, viele Opfer und ihre Nachkommen warteten bis heute auf Anerkennung und Entschädigung.
Mit dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 begann unter dem Decknamen „Unternehmen Barbarossa“ ein beispielloser Eroberungs- und Vernichtungsfeldzug. Schätzungen zufolge wurden dabei mindestens 27 Millionen Sowjetbürger getötet. Damit hatte die Sowjetunion die meisten Opfer des Zweiten Weltkrieges zu beklagen. Insgesamt starben mehr als drei Millionen sowjetische Soldaten in deutscher Gefangenschaft.
„Die Folgen des Vernichtungskrieges haben sich in das Gedächtnis der Menschen eingeschrieben“, sagte die AGDF-Vorsitzende Christine Busch. „Ein Bemühen um Annäherung und Verständigung zwischen Deutschland und den postsowjetischen Staaten muss sich dieser Folgen immer gewahr sein.“
Zwar habe die evangelische Kirche mit dem Stuttgarter Schuldbekenntnis vom 19. Oktober 1945 ihr Versagen im Nationalsozialismus eingestanden. „Allerdings brauchte es Jahrzehnte, bis sie sich mit der besonderen und zu lange verdrängten Schuld gegenüber den Völkern der Sowjetunion auseinanderzusetzen begann“, kritisierte Busch. Dazu zähle etwa der Einsatz von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern in diakonischen Einrichtungen. Unverzichtbar seien deswegen die Einsätze von Freiwilligen, gerade auch von der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste, die Überlebende der nationalsozialistischen Verfolgung begleiteten und unterstützten.