Berlin, São Paulo (epd). In Brasilien sind bereits mehr als eine halbe Million Menschen in Zusammenhang mit einer Corona-Infektion verstorben. Die Zahl der Toten stieg auf 500.868, wie die Tageszeitung „Estado de São Paulo“ unter Berufung auf die nationalen Gesundheitsämter am Samstagabend (Ortszeit) meldete. Demnach ist Brasilien nach den USA weltweit das zweite Land, das die Marke von 500.000 Corona-Toten überschritten hat. Der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro verharmlost dennoch weiter die nationale Tragödie und lehnt Schutzmaßnahmen, wie sie von den Gouverneuren erlassen wurden, ab.
Mehr als 700.000 Menschen gingen am Samstag in Brasilien landesweit gegen die Politik von Bolsonaro auf die Straße und forderten ein Amtsenthebungsverfahren, wie brasilianische Medien berichten. Zu den Protesten in rund 400 Städten hatte ein breites Bündnis aus Gewerkschaften, Parteien und sozialen Organisationen aufgerufen. Die größte Demonstration gab es in São Paulo mit rund 100.000 Teilnehmern. Die Teilnehmer machten Bolsonaro für ein verheerendes Management der Pandemie verantwortlich und hielten Schilder mit der Zahl „500.000“ hoch. Die Protestaktionen verliefen weitgehend friedlich und unter Einhaltung der Corona-Schutzregeln.
Seit Jahresbeginn hat sich Brasilien neben Indien zu einem neuen Zentrum der Pandemie mit stark gestiegenen Todeszahlen entwickelt. Auch die anfangs gut gestartete Impfkampagne geriet ins Stocken. Erst rund 15 Prozent der Brasilianer sind vollständig geimpft. Derzeit ermittelt ein Untersuchungsausschuss des Senats, welche Verfehlungen die Regierung unter Bolsonaro während der Pandemie begangen hat. Der Präsident hat unter anderem Impfangebote von Pfizer abgelehnt, ließ dagegen aber unwirksame Medikamente einkaufen und missachtete Ratschläge von Wissenschaftlern und Medizinern zum Schutz der Bevölkerung vor dem Virus.