Brüssel, Wien (epd). Randgruppen wie Strafgefangene und Obdachlose sind einem EU-Bericht zufolge bei den Corona-Impfungen nicht immer ausreichend berücksichtigt worden. Die Mitgliedstaaten müssten aber allen Menschen gleichen Zugang zu Impfstoffen ermöglichen, mahnte der Direktor der EU-Grundrechteagentur (FRA) in Wien, Michael O'Flaherty, am Mittwoch zur Vorstellung des Berichts.
Der Fokus der Impfkampagnen auf Ältere, Menschen mit Vorerkrankungen und solche in Schlüsselpositionen habe andere Risikogruppen teils übersehen lassen, erklärte die FRA. So habe nur jedes dritte EU-Land Häftlinge als Risikogruppe eingestuft - trotz des wegen ihrer beengten Lebensverhältnisse erhöhten Infektionsrisikos. Nicht alle Staaten hielten sich zudem an internationale Leitlinien, wonach Randgruppen wie Roma, Obdachlose und Drogensüchtige zu priorisieren seien.
Bestimmte Gruppen, darunter wieder Häftlinge und Obdachlose, aber auch Asylbewerber und irreguläre Migranten, die in den nationalen Gesundheitssystemen oft nicht abgedeckt seien, hätten Probleme, überhaupt eine Impfung zu erhalten.
Manche Länder würden aber die formalen Erfordernisse für die Impfung bei Corona beiseite lassen, so die FRA in dem Bericht, der sich auf März und April dieses Jahres bezieht. Die Agentur lobte auch, dass Impfanmeldungen in der Regel online und offline möglich gewesen seien und viele Länder mobile Impf-Dienste eingesetzt hätten. Dies habe zum Beispiel Menschen in abgelegenen Gegenden oder mit eingeschränkter Mobilität die Impfung ermöglicht.