Berlin, Lima (epd). Überschattet von den verheerenden Folgen der Corona-Krise wird in Peru am Sonntag ein neues Staatsoberhaupt gewählt. Der linke Kandidat Pedro Castillo lag in Umfragen vor der Stichwahl zuletzt knapp vor der Konservativen Keiko Fujimori. Laut des Meinungsforschungsinstituts Ipsos sprachen sich zuletzt 51 Prozent der Befragten für Castillo aus, knapp 49 Prozent für die Tochter der früheren Diktators Alberto Fujimori. Allerdings sind viele Wähler noch unentschieden. Peru leidet sehr unter der Corona-Krise. Die Wirtschaft ist stark eingebrochen und die Armutsrate hat sich um bis zu 30 Prozent erhöht.
Der 51-jährige Castillo von der Linkspartei Perú Libre (freies Peru) kann vor allem auf den Rückhalt der ärmeren ländlichen Bevölkerung bauen. Der Grundschullehrer verspricht ein Ende des neoliberalen Wirtschaftsmodells. Er will sämtliche transnationalen Verträge im Bergbau neu verhandeln und den Staat mit 80 Prozent an den Einnahmen beteiligen. Mit dem Geld will er das marode Gesundheitssystem sanieren und die Bildung verbessern. Castillo wuchs in einer kleinbäuerlichen Familie in der Bergregion Cajamarca auf und ist im Vergleich zu den meisten anderen Kandidaten und Kandidatinnen aus der ersten Runde in keine Korruptionsskandale verwickelt.
Für Fujimori gilt das nicht. Die 46-jährige, die bereits zum dritten Mal in einer Stichwahl um das Präsidentenamt antritt, ist in mehrere Korruptionsskandale verwickelt. Sie saß bis zu ihrer Freilassung aus Mangel an Beweisen im Mai 2020 mehr als ein Jahr in Untersuchungshaft, weil sie 2011 illegale Wahlkampfunterstützung vom brasilianischen Baukonzern Odebrecht erhaben soll. Aktuell laufen gegen sie weitere Ermittlungen wegen Geldwäsche und Behinderung der Justiz. Ihr Vater, der Peru von 1990 bis 2000 autokratisch regierte, verbüßt eine 25-jährige Haftstrafe wegen Menschenrechtsverletzungen. Keiko Fujimori wird ein Wahlsieg in der Hauptstadt Lima vorausgesagt.
In Peru leidet vor allem die arme Bevölkerung unter den Folgen der Corona-Krise. Vor kurzem hatte das peruanische Gesundheitsministerium die offizielle Zahl der Corona-Toten um mehr als das Doppelte heraufgesetzt. Das südamerikanische Land hat damit die höchste Sterblichkeitsrate weltweit.