Berlin (epd). Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat die Bürger um Geduld beim Warten auf den ersten Corona-Impftermin gebeten. Voraussichtlich noch weit vor Ende September könne jedem ein Impfangebot gemacht werden, sagte Spahn am Freitag in Berlin. „Es geht jetzt um Wochen, nicht um Monate“, ergänzte er. Nicht jeder könne sofort drankommen.
Der Minister bat um Verständnis und Geduld mit Praxisteams. Hausärzte hatten kürzlich beklagt, dass Patienten teilweise aggressiv nach Impfterminen verlangten. „Wenn Sie unbedingt sauer sein wollen, seien Sie sauer auf mich“, sagte Spahn. Die Praxen gäben ihr Bestes, um schnellstmögliche Termine zu vereinbaren.
Spahn zog eine positive Bilanz des bisherigen Impffortschritts. Bis Ostern hätten zwölf Prozent der Bevölkerung in Deutschland eine erste Impfung erhalten, am bevorstehenden Pfingstwochenende würden es 40 Prozent sein, im Juli voraussichtlich mehr als 50 Prozent.
Wenn man von einer Impfbereitschaft von 70 Prozent der Bevölkerung ausgehe und berücksichtige, dass bislang nur Über-16-Jährige geimpft werden können, hätten bereits etwa zwei Drittel aller „Impfwilligen und Impfbaren“ eine erste Impfung bekommen, rechnete Spahn vor. In Deutschland haben seit Start der Impfungen bis Donnerstag laut Robert Koch-Institut (RKI) rund 32,6 Millionen Menschen eine erste, 10,9 Millionen Menschen eine zweite Impfdosis bekommen.
RKI-Präsident Lothar Wieler sagte, das Coronavirus sei erst unter Kontrolle zu bringen, wenn 80 Prozent der Bevölkerung geimpft beziehungsweise genesen und geimpft seien. Gemeinsam mit Spahn mahnte der Wissenschaftler, weiter vorsichtig mit Lockerungsschritten zu sein.
Spahn und Wieler kritisierten Überlegungen in Niedersachsen, die Maskenpflicht im Einzelhandel bei einer Sieben-Tage-Inzidenz von unter 35 aufzuheben. Dieser „Basisschutz“ müsse bei Lockerungen beibehalten werden, sagte Wieler. Er werde seine Maske „noch lange tragen“.
Spahn sagte, über konkrete Regelungen müssten die Zuständigen vor Ort entscheiden. Es gebe aber Situationen im Einzelhandel, wo sich Menschentrauben bilden könnten. Ohne Masken sei das ein Risiko. Dieses Risiko könne vermieden werden, „ohne dass es eine wirkliche Belastung fürs Leben ist“.