Frankfurt a.M. (epd). Der katholische Präsident des 3. Ökumenischen Kirchentags in Frankfurt am Main, Thomas Sternberg, fordert einen Bewusstseinswandel im Kaufverhalten. Wer ein T-Shirt für drei Euro kaufe, müsse wissen, dass man dieses nicht für diesen Preis produzieren kann, sagte der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) am Samstag in einem Live-Video-Gespräch: „Da müssen ungerechte Strukturen im Hintergrund stehen.“
„Wir leben in sündigen Strukturen“, betonte Sternberg. Aus diesen komme man auch nicht so einfach heraus. Allein durch den Kauf fair gehandelten Kaffees werde die Welt nicht grundlegend verändert, auch wenn das eigene Verhalten natürlich wichtig sei.
Beispiel für eine Bewusstseinsänderung sei die jahrzehntelange Arbeit von evangelischen und katholischen Eine-Welt-Gruppen in diesem Bereich. Dadurch komme heute kein großer Kaffee-Röster mehr um die Fair-Trade-Problematik seiner Produkte herum. „Das gilt auch für Textilien“, sagt Sternberg.
Zur Ökumene sagte Sternberg, diese passiere „nicht von oben nach unten“, sondern an der Basis. Es seien die Gemeinden und vor allem die Tausenden von konfessionsverschiedenen Familien, in denen „die Ökumene Sonntag für Sonntag und Woche für Woche gelebt wird“. Dort würden die Gewissensentscheidungen getroffen, über die sich die offizielle Theologie sehr intensiv Gedanken machen müsse.
In der Öffentlichkeit spielten die Kirchen eine immer geringere Rolle, räumte Sternberg ein. Daher werde schlechterdings nicht mehr verstanden, wenn die Kirchen unterschiedlich auftreten oder sich als zerstrittene Gruppe präsentieren.
Der am Donnerstag eröffnete 3. Ökumenische Kirchentag steht unter dem Leitwort „schaut hin“. Aufgrund der Corona-Pandemie findet das Laienfest von Protestanten und Katholiken digital und dezentral statt. Der Kirchentag geht am Sonntag mit einem Schlussgottesdienst am Frankfurter Mainufer zu Ende.