Acht von zehn Erzieherinnen in Deutschland fühlen sich einer Studie zufolge unterbezahlt. Ein als zu niedrig empfundenes Gehalt belaste sie, zeigt die am Mittwoch veröffentlichte Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). Auch zu viel Zeitdruck und ein Mehr an Arbeit sind Belastungsfaktoren. Bei etwa drei von vier Erzieherinnen ist das nach eigener Einschätzung der Fall.
Nicht nur auf dem Gehaltszettel, sondern auch vonseiten der Vorgesetzten mangelt es sieben von zehn Erzieherinnen an Anerkennung, drei Viertel sehen schlechte Aufstiegschancen. Von denen, die mehr als 32 Stunden pro Woche arbeiten, würden 39 Prozent ihre Arbeitszeit gerne reduzieren, heißt es in der Studie weiter.
„Fachkräfte im Bereich der frühen Bildung und Betreuung sind nicht nur für Familien, sondern für die gesamte Gesellschaft essenziell - die Corona-Pandemie hat das noch einmal eindrücklich klar gemacht“, sagte Ludovica Gambaro, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Abteilung Bildung und Familie am DIW Berlin und eine der StudienautorInnen. „Im Arbeitsumfeld der Erzieherinnen spiegelt sich das aber noch immer wenig wider - und dabei geht es um weit mehr als das Gehalt.“
Da in Deutschland mit einem Anteil von 94 Prozent fast nur Frauen in der Kindertagesbetreuung tätig sind, betrachtet die Studie überwiegend weibliche Beschäftigte. Die Forscher kamen zu zwei zentralen Erkenntnissen: Erzieherinnen sind mit Blick auf ihre Arbeit, ihr Einkommen und auch ihr Leben allgemein unzufriedener als Grundschullehrerinnen. Bei der Gesundheit sind Erzieherinnen auf das vergleichsweise geringe Zufriedenheitsniveau von Krankenpflegerinnen zurückgefallen.
Vor dem Hintergrund der Studienergebnisse und des weiter immens steigenden Bedarfs an pädagogischem Fachpersonal - beispielsweise auch für den vom Bundeskabinett kürzlich verabschiedeten Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz für Grundschulkinder - müsse der Erzieherberuf attraktiver werden, heißt es. Dazu gehörten mehr Personal, höhere Löhne und mehr Weiterbildungsmöglichkeiten. Auch die Stärkung multiprofessioneller Teams und eine insgesamt mitarbeiterorientiertere Personalpolitik zählten dazu.