Dubai, Neu-Delhi (epd). Indiens Regierungspartei hat bei den umstrittenen Wahlen in Westbengalen eine schwere Schlappe erlitten. Die hindunationalistische Partei BJP von Regierungschef Narendra Modi unterlag in dem Bundesstaat der Regionalpartei TMC von Ministerpräsidentin Mamata Banerjee, die auf eine Zweidrittel-Mehrheit im Landesparlament in Kalkutta zählen kann. Die 66-jährige Banerjee, die damit ihre dritte Amtszeit antreten kann, ist Indiens einzige Landeschefin und schärfste Kritikerin von Modi und seiner Politik. Trotz des überzeugenden Sieges der TMC konnte die BJP in Westbengalen ihren Einfluss mit 80 Sitzen im Landesparlament aber deutlich ausbauen.
Die Wahl in Westbengalen war angesichts der Corona-Pandemie stark in die Kritik geraten. Die Wahlkommission hatte erlaubt, die Abstimmung über fast einen Monat in mehreren Phasen abzuhalten, was allgemein als Zugeständnis an die BJP gewertet wurde, die in Westbengalen nur wenige Parteikader hat. Zudem erlaubte die Wahlkommission riesige Wahlveranstaltungen, bei denen Massen von Menschen ohne Corona-Schutz zusammen kamen.
Im Bundesstaat Assam konnte die BJP sich an der Regierung halten. In Tamil Nadu gewann die größte regionale Oppositionspartei DMK. In Kerala kann die Left Democratic Front (LDF) erneut die Regierung stellen, während die BJP-geführte Allianz keinen Sitz errang. Die meisten Stimmen für die wichtigen Landeswahlen waren allerdings bereits im März abgegeben worden, bevor Indiens neue Pandemie-Welle begann.
Derweil geht die schwere Corona-Krise unvermindert weiter. Das Land meldete am Montag 368.147 Neuinfektionen binnen eines Tages, wie das indische Gesundheitsministerium angab. Indien verzeichnet nun insgesamt fast 20 Millionen Corona-Ansteckungen insgesamt. Die Zahl der Corona-Todesfälle stieg um 3.417 auf insgesamt fast 219.000 Virusopfer seit Beginn der Pandemie. Weiterhin erschwert ein eklatanter Mangel an medizinischem Sauerstoff die Versorgung der Patienten in den überlasteten Kliniken des Landes.
Krankenhäuser in der Hauptstadt Neu-Delhi warnten erneut vor akutem Sauerstoffmangel. Am Wochenende waren dort in einer Klinik mindestens zwölf Corona-Patienten - darunter ein Arzt - gestorben, weil die Sauerstoffversorgung ausblieb. Am Montagmorgen starben im Bundesstaat Karnataka 24 Patienten in einer Klinik, weil der Sauerstoff fehlte.