Berlin (epd). Das Rettungsschiff „Ocean Viking“ darf 236 gerettete Menschen in Italien an Land bringen. Das Schiff habe von den zuständigen Behörden den Hafen von Augusta auf Sizilien zugewiesen bekommen, teilte die Hilfsorganisation SOS Méditerranée am Samstag mit. Die Menschen waren den Angaben zufolge am 27. April aus zwei in Seenot geratenen Schlauchbooten im zentralen Mittelmeer von der Crew der Ocean Viking gerettet worden.
„Die Überlebenden, die wir heute an Land bringen können, sind erleichtert, endlich an einen sicheren Ort zu kommen“, erklärte Verena Papke, Geschäftsführerin von SOS Méditerranée Deutschland. Bei den Retterinnen und Rettern hinterlasse allerdings das Erlebnis des Schiffbruchs mit 130 Toten in der vergangenen Woche Trauer und Bitterkeit. “Sie haben das dringende Bedürfnis, Europas Öffentlichkeit über die schockierende Realität, die sie im Mittelmeer erlebt haben, aufzuklären", sagt Verena Papke.
Innerhalb einer Woche sei SOS Méditerranée mehrfach „Zeugin der europäischen EU-Abschottungspolitik geworden“, hieß es weiter: „Ein Schiffbruch ohne Überlebende, die Rettung von 236 Menschen aus zwei seeuntauglichen Schlauchbooten und mehrere Rückführungen der libyschen Küstenwache, die Menschen auf der Flucht abfängt und rechtswidrig in das Bürgerkriegsland zurückschleppt.“
Europa dürfe angesichts immer wiederkehrender Schiffsunglücke nicht länger untätig bleiben, so Papke: „Die gezielte Unterstützung von illegalen Zwangsrückführungen nach Libyen muss beendet werden.“ Die EU müsse zu ihren eigenen rechtsstaatlichen Prinzipien stehen, um diese Katastrophe jetzt zu stoppen, fügte Papke hinzu.
SOS Méditerranée ist eine europäische Organisation mit Vereinen in Deutschland, Frankreich, Italien und der Schweiz, die gemeinsam die „Ocean Viking“ betreiben. Das Schiff fährt unter norwegischer Flagge.