Indien meldet weiter mehr als 300.000 Corona-Infektionen pro Tag

Corona-Krise hat in Indien ein anderes Ausmaß
© dpa/Naveen Sharma/SOPA Images via ZUMA
Familienmitglieder erweisen einem Verwandten, der an den Folgen einer Corona-Infektion gestorben ist, vor der Einäscherung auf dem Ghazipur-Kremationsgelände in Neu Delhi die letzte Ehre.
Indien meldet weiter mehr als 300.000 Corona-Infektionen pro Tag
Während Deutschland über Impfpriorisierung und die Rechte Geimpfter diskutiert, hat die Corona-Krise in Indien ein anderes Ausmaß. Verstorbene wurden in einer Stadt schon auf einem Parkplatz verbrannt, weil im Krematorium nicht genug Platz war.

Dubai, Neu-Delhi (epd). Indiens Corona-Krise geht unvermindert weiter. Das Land meldete am Dienstag 323.144 Neuansteckungen binnen eines Tages. Das sind zwar weniger als am Vortag, was jedoch Experten zufolge auf eine geringere Zahl von Tests und nicht auf sinkende Infektionszahlen zurückzuführen ist. "Dies sollte nicht als Anzeichen gesehen werden, dass die Zahlen sinken, eher dass zu viele positive Fälle nicht aufgenommen werden", erklärte der Professor für Gesundheitswissenschaften am renommierten Indian Institute of Management im südlichen Bundesstaat Kerala, Rijo John.

Auch die Zahl von 2.771 Todesfällen im Zusammenhang mit Covid-19 binnen eines Tages lässt Zweifel aufkommen. Die Stadt Gurgaon, ein Finanz- und IT-Zentrum südwestlich der Hauptstadt Neu-Delhi, meldete am Montag offiziell nur sieben Corona-Tote. Doch im Madanpuri-Krematorium wurden am Abend mindestens 90 Tote verbrannt - teils auf dem Parkplatz außerhalb der Anlage, weil der Platz nicht ausreichte. Die meisten Toten, die bestattet wurden, waren in ihrem Haus an Corona gestorben.

Die Zahl der gesamten Corona-Infektionen seit Beginn der Pandemie in Indien stieg auf mehr als 17,6 Millionen. Die Gesamtzahl der Corona-Toten liegt nun offiziell bei knapp 200.000. Indien ist nach den USA das am schlimmsten von Covid-19 betroffene Land.

Ein Mangel an medizinischem Sauerstoff erschwert weiterhin die Versorgung vieler Corona-Patienten in den Kliniken. Am Dienstag trafen die ersten Hilfslieferungen an Sauerstoff und Beatmungsgeräten aus dem Ausland ein. Indiens Oberstes Gericht erlaubte dem Bergbauunternehmen Vedanta in seinem nach Protesten 2018 stillgelegten Kupferwerk in Tuticorin medizinischen Sauerstoff herzustellen.

Unterdessen kündigte die Europäische Union konkret Hilfe an. Eine Lieferung mit Sauerstoff, Medizin und Ausrüstung sei für die kommenden Tage geplant, erklärte die EU-Kommission am Dienstag in Brüssel. Indien hatte Freitag um Hilfe von der EU gebeten, die die Bitte an die Mitgliedsstaaten weiterleitete und die Lieferung koordiniert und kofinanziert. Daneben können die EU-Länder Indien auch bilateral direkt helfen.

Irland hat über den EU-Mechanismus 700 Sauerstoff-Konzentratoren, einen Sauerstoff-Generator und 365 Beatmungsgeräte zugesagt, Belgien 9.000 Dosen des antiviralen Medikaments Remdesivir, Rumänien 80 Sauerstoff-Konzentratoren und 75 Sauerstoffflaschen. Aus Luxemburg sollen 58 und aus Schweden 120 Beatmungsgeräte kommen, Portugal wolle rund 5.500 Remdesivir-Ampullen sowie 20.000 Liter Sauerstoff wöchentlich stellen. Auch Deutschland kündigte Unterstützung an.

epd ta/ps kfr