Berlin (epd). In Deutschland haben nach Angaben des Auswärtigen Amts im vergangenen Jahr deutlich weniger Arbeitskräfte vom Westbalkan ein Arbeitsvisum erhalten als zuvor. Wie aus der Antwort auf eine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag hervorgeht, die dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt, brach die Zahl der bewilligten Visa um rund 80 Prozent ein.
So erhielten im vergangenen Jahr lediglich 5.188 Menschen aus Albanien, Bosnien und Herzegowina, dem Kosovo, Nordmazedonien, Montenegro und Serbien ein Visum. Im Jahr 2019 waren es noch 27.259 Menschen gewesen. Zudem lehnten die Behörden im vergangenen Jahr 34 Prozent der Visa ab, im Jahr zuvor nur 24 Prozent. Zuerst hatte die "Neue Osnabrücker Zeitung" (Freitag) über die Zahlen berichtet.
Der Trend hängt der Antwort zufolge mit der Corona-Pandemie zusammen. Demnach können Menschen über die sogenannte Westbalkan-Regelung derzeit nur nach Deutschland einreisen, wenn sie in versorgungsrelevanten Bereichen arbeiten möchten, insbesondere als Pflegehilfskraft oder Berufskraftfahrer. Unabhängig davon dürfen nur besonders qualifizierte Fachkräfte in die Europäische Union einreisen.
Viele Visa-Stellen an deutschen Auslandsvertretungen hätten zudem nur eingeschränkt oder im Notbetrieb arbeiten können, heißt es vom Auswärtigen Amt. Aktuell gebe es bei den Anträgen aber keine zusätzliche Wartezeit mehr.
Die Westbalkan-Regelung war Anfang 2016 in Kraft getreten. Sie erleichtert Angehörigen der dortigen Staaten unter bestimmten Voraussetzungen den Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt. Im Januar verlängerte der Bund die Regelung bis 2023, begrenzte sie aber zugleich auf 25.000 Visa-Genehmigungen im Jahr. Im Jahr 2018 waren rund 21.000 Arbeitsvisa erteilt worden. 2017 waren es noch 25.341 gewesen.