Hamburg (epd). Das Hamburger Heinrich-Pette-Institut, Leibniz-Institut für Experimentelle Virologie, will den Namen Heinrich Pettes in Zukunft nicht mehr tragen. Hintergrund seien zwei Gutachten zur Rolle des Gründungsdirektors Heinrich Wilhelm Pette (1887-1964) in der NS-Zeit, teilte die Wissenschaftsbehörde am Freitag mit. Demnach war der Neurologe Gutachter in sogenannten Erbgesundheitsverfahren zur Verhinderung erbkranken Nachwuchses und hat sich für die Sterilisierung von Menschen ausgesprochen. Er sei nicht an Ermordungen von Kranken und Menschen mit Behinderung beteiligt gewesen, habe von diesen Euthanasie-Verbrechen aber gewusst, hieß es. Ein neuer Name soll bis Ende 2022 gefunden werden.
Pette trat 1933 der NSDAP bei und unterzeichnete das Bekenntnis deutscher Professoren zu Adolf Hitler und dem NS-Staat. Neben seiner Tätigkeit als Direktor der Neurologischen Universitätsklinik im Eppendorfer Krankenhaus war er ab 1935 zweiter Vorsitzender der Gesellschaft deutscher Neurologen und Psychiater. Ein entsprechendes Gutachten über Pettes Wirken in der NS-Zeit hat das Institut inzwischen veröffentlicht.
Das Institut wurde 1964 nach ihm benannt, um seine wissenschaftlichen Leistungen auf dem Gebiet der Virologie und insbesondere im Bereich der Polioforschung zu würdigen. Nach wie vor gelte Pette als zentraler Akteur für die Einführung der Polioimpfung in Deutschland und als international anerkannter Virologe, hieß es.