Berlin (epd). Für den Paritätischen Wohlfahrtsverband ist das Bildungs- und Teilhabepaket für Kinder und Jugendliche aus Hartz-IV-Familien "komplett gescheitert". Die Leistungen seien nicht geeignet, Kinderarmut zu bekämpfen, Teilhabe zu ermöglichen und Bildungsgerechtigkeit sicherzustellen, kritisierte der Verband am Donnerstag in Berlin. Trotz mehrfacher Nachbesserungen gehe das Paket an der Lebenspraxis armer Kinder und ihrer Familien vorbei.
Von Anfang an sei das Paket an der Realität Heranwachsender und den Strukturen vor Ort vorbei konzipiert worden, kritisierte Werner Hesse, Geschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands. Trotz der ernüchternden Erfahrungen halte die Bundesregierung aber immer noch an dem "sozialpolitischen Murks" fest.
Mit dem Bildungs- und Teilhabepaket können sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche seit 2011 einen monatlichen Zuschuss von 15 Euro etwa für den Mitgliedsbeitrag in einem Sportverein, für Musikunterricht oder Freizeitangebote erhalten. Auch knapp zehn Jahre nach dem Start profitieren nach einer Studie des Paritätischen nur höchstens 15 Prozent der Schülerinnen und Schüler unter 15 Jahren im Hartz-IV-Bezug von den Leistungen.
Durch Corona sei der akute Handlungsbedarf noch einmal bitter zutage getreten, betonte Hesse. Homeschooling und andere coronabedingte Beschränkungen des öffentlichen Lebens hätten gezeigt, wie schwierig die Lage einkommensarmer Eltern sei. "In der Pandemie hat sich die Not potenziert", sagte Hesse und bekräftigte die Forderung des Paritätischen unter anderem nach einer einkommensabhängigen Kindergrundsicherung.