Frankfurt a.M., Yangon (epd). In Myanmar hat die entmachtete De-facto-Staatschefin Aung San Suu Kyi zum ersten Mal seit dem Militärputsch am 1. Februar einen Anwalt treffen dürfen. "Sie ist bei guter Gesundheit", sagte Anwalt Daw Min Min Soe laut dem Nachrichtenportal "Irrawaddy News" am Mittwoch. Die inhaftierte Friedensnobelpreisträgerin habe gelächelt und entspannt gewirkt.
An diesem Donnerstag soll wieder eine gerichtliche Anhörung gegen sie stattfinden. Die Militärjunta wirft Suu Kyi unter anderem einen Verstoß gegen Corona-Auflagen und den illegalen Besitz von Funkgeräten vor. Weitere Anklagen wegen Korruption wurden angedroht. Die Sicherheitskräfte gehen unterdessen mit zunehmender Härte gegen die anhaltenden landesweiten Massenproteste gegen das Militärregime vor.
Bis Dienstagabend zählte die Gefangenen-Hilfsorganisation AAP 521 Tote bei Protesten und 2.608 Inhaftierte. Die Zahl der Toten könnte aber in Wirklichkeit noch höher liegen. Allein am Samstag waren mindestens 114 Zivilisten von Armee und Polizei getötet worden, darunter mehrere Kinder. Das Massaker löste weltweit Empörung aus. Noch am Mittwoch wollte sich der UN-Sicherheitsrat in New York erneut mit der Situation in Myanmar befassen.
Das Auswärtige Amt verschärfte seine Reisewarnung. Alle deutschen Staatsbürger wurden aufgefordert, das südostasiatische Land zu verlassen, solange kommerzielle Flüge noch verfügbar und buchbar sind.