Der württembergische Pfarrer Heiko Bräuning lädt ein, zum Sendetermin am 2. April um 10.40 Uhr Brot und Wein bereitzustellen, teilte das diakonische Sozialunternehmen "Zieglersche" in Wilhelmsdorf bei Ravensburg mit. Das digitale Abendmahl ist in der Landeskirche umstritten - erst vor wenigen Tagen hatte sich der Oberkirchenrat in Stuttgart gegen eine generelle Erprobung dieser Form der Sakramentfeier entschieden.
Pfarrer Gottfried Heinzmann, Vorstandsvorsitzender der "Zieglerschen", begründet das TV-Abendmahlsangebot mit der Corona-Pandemie. Diese habe bei vielen Menschen zu Isolation und Einsamkeit geführt. "Wir verstehen das Angebot eines Abendmahlsgottesdienstes im Fernsehen als gelebte Teilhabe für Menschen, die sonst keine Möglichkeit haben, einen Abendmahlsgottesdienst mitzufeiern", sagte er der Mitteilung zufolge.
Thema wird weiter erörtert
Die Synode der Evangelischen Landeskirche in Württemberg hatte sich bei ihrer Frühjahrstagung ebenfalls für ein digitales Abendmahl starkgemacht. Landesbischof Frank Otfried July äußerte dagegen Bedenken aus der Ökumene, ob das Sakrament in dieser Form überhaupt gefeiert werden kann. Nun soll das Thema weiter erörtert, mit anderen Kirchen diskutiert und in einem Jahr erneut auf die Tagesordnung der Landessynode gesetzt werden.
Bereits vor fünf Jahren bot der Pfarrer und damalige Landessynodale Bräuning innerhalb seines TV-Gottesdienstes "Stunde des Höchsten" so eine Abendmahlsfeier an. Der Fernsehgottesdienst der Zieglerschen "Stunde des Höchsten" wird in die deutsche Gebärdensprache übersetzt und ist ein inklusives Gottesdienstangebot. Ausgestrahlt wird er auf dem frei empfangbaren Sender Anixe HD sowie auf YouTube.
Offen für neue Erfahrungen
Auch die hannoversche Landeskirche hat ihre Gemeinden aufgerufen, digitale Formen der Abendmahlsfeier zu erproben. "Wir wollen erfahren, ob digitale Abendmahlsfeiern als glaubensstärkende Feiern erlebbar sind und wie sie gestaltet werden müssen", sagte der der Theologische Vizepräsident des evangelischen Landeskirchenamtes in Hannover, Ralph Charbonnier, dem Evangelischen Pressedienst.
Landesbischof Ralf Meister unterstützt die Erprobung: "Ich bin tendenziell offen dafür, dass wir diese Erfahrungen sammeln", sagte er auf Anfrage. Dies sei jedoch mit einer hohen Verantwortung verbunden, denn beim Abendmahl gehe es nicht "um irgendetwas Beliebiges". Für viele Christinnen und Christen sei es der tiefste Ausdruck ihres Glaubens. "Dass man da sagt: Das machen wir jetzt einfach mal übers Netz, reicht mir nicht." Deswegen müssten die Erfahrungen sehr genau betrachtet und sorgsam ausgewertet werden.
Während des ersten Lockdown im Frühjahr 2020 haben Christinnen und Christen in der hannoverschen Kirche erstmals Formen des digitalen Abendmahls ausprobiert. In diesem Jahr sollen in zahlreichen Gemeinden erneut digitale Abendmahlsfeiern stattfinden, vor allem am Gründonnerstag. Die Initiatoren werden gebeten, bis zum 15. Juli Berichte über ihre Erfahrungen einzusenden.