Hannover (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, fordert mehr Aufmerksamkeit für soziale und psychische Folgen des langen Corona-Lockdowns. "Die seelischen Inzidenzen gehen stetig nach oben", sagte der bayerische Landesbischof am Montag in einer Video-Pressekonferenz. Viele Menschen sähen sich der Gefahr des materiellen oder seelischen Ruins ausgesetzt. Umso entscheidender sei es für die nächste Zeit, einander beizustehen, sagte Bedford-Strohm. Von der Politik forderte er klare Botschaften zum Umgang mit der Pandemie. Das "Hü und Hott" der vergangenen Woche koste Vertrauen, sagte er.
Bedford-Strohm sagte, es komme auf die nächsten 100 Tage an. Die Menschen müssten die Kraft aufbringen, sich weiter an die Hygieneregeln zu halten. Die 100 Tage verband er mit der Hoffung, dass bis dahin das Impfen viel weiter vorangeschritten sei und die Modellprojekte mit Corona-Tests vor bestimmten Aktivitäten positive Ergebnisse gebracht hätten.
Der Theologe forderte zudem, das Impfen weniger bürokratisch zu gestalten. Er sei froh, dass die Hausärzte nun bei den Impfungen eingebunden werden, sagte er. Sie müssten aber viel Bürokratie erledigen. "Ich wünsche mir mehr Mut, Unkonventionelles zu machen", sagte Bedford-Strohm. Wo immer die Kirche angefragt werde, Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen, "werden wir positiv reagieren", sagte er. In anderen Ländern wurden in Kirchen Impfstellen eingerichtet.