Thorsten Latzel ist neuer Präses im Rheinland

Thorsten Latzel ist neuer Präses im Rheinland
Laschet zählt auf Engagement der Kirchen nach Corona-Pandemie
Hoffnung, ökologisches Handeln und Solidarität: Thorsten Latzel hat in seiner ersten Predigt als Präses der rheinischen Kirche zu Zuversicht aufgerufen. Vertreter aus Politik und Gesellschaft gratulierten zum Amtsantritt.

Düsseldorf (epd). Die Evangelische Kirche im Rheinland hat einen neuen Präses. Der 50-jährige Theologe Thorsten Latzel übernahm am Samstag das Spitzenamt der zweitgrößten deutschen Landeskirche für die kommenden acht Jahre. Er löste damit seinen Vorgänger Manfred Rekowski ab, der im Einführungsgottesdienst in der Düsseldorfer Johanneskirche in den Ruhestand verabschiedet wurde. Der 63-jährige stand seit 2013 an der Spitze der rheinischen Kirche, die sich über Teile von Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen und dem Saarland erstreckt. Vertreter aus Politik und Kirchen hießen den neuen Präses willkommen und dankten Rekowski für dessen Engagement in den vergangenen Jahren.

Ins Zentrum seiner Antrittspredigt stellte Latzel die christliche Hoffnung, die sich auf Gott selbst gründe und sich damit von naivem Optimismus unterscheide. Diese Hoffnung lasse Menschen mitten in der Nacht anfangen zu singen, auch wenn alles um sie herum noch dunkel sei, sagte der Theologe, der zuvor Direktor der Evangelischen Akademie Frankfurt war. Das mache die Hoffnung so stark. Sie verändere Menschen und schaffe einen neuen Blick auf die Wirklichkeit.

Diese Hoffnung sei damit auch mit Blick auf die Corona-Pandemie "eine der Schlüsselfragen unserer Zeit". Ein Jahr Beziehungs-Fasten habe viele Menschen erschöpft. "Mich auch", räumte der neue Präses ein. Er habe die Hoffnung, dass sich durch die gemeinsam durchlebte Pandemie etwas zum Besseren verändere. Dazu gehörten eine faire Verteilung der Schulden, ein dauerhaft ökologisches Verhalten sowie ein sorgsamer und solidarischer Umgang mit allen Menschen.

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) sagte nach der Amtseinführung, Latzel sei "bestens gerüstet" für sein neues Amt. Als Direktor der Evangelischen Akademie in Frankfurt habe der Theologe wegen der Corona-Pandemie neue Wege gehen müssen, damit Kirche zu den Menschen kommen könne. "Und das ist eine Frage, die sich eine Landeskirche immer wieder stellen muss." Grade auch mit Blick auf die Corona-Pandemie baue er auf das Engagement der Kirchen, sagte Laschet. Wenn jeder nur auf sich schaue, werde die Gesellschaft aggressiv und drohe in viele Einzelteile zu zerfallen. Hier spielten die Kirchen eine große Rolle.

Für die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) gratulierte der Ratsvorsitze Heinrich Bedford-Strohm dem neuen Präses: "Ihr Herzensanliegen ist es, Kirche bei den Menschen zu sein, zu fragen, was sie von ihrer Kirche brauchen." Er wünsche Latzel, dass ihm das als Präses gelinge.

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki sagte, er habe Rekowski in den vergangenen Jahren schätzen gelernt: "Ich habe Sie immer als ehrlichen und aufrichtigen Christenmenschen und offenen Partner in der Ökumene erlebt." An Latzel gewandt äußerte der Erzbischof die Hoffnung, als Kirchen gemeinsam in ethischen Fragen zu sprechen. Er lud den neuen Präses ein, die jahrzehntelange Tradition gemeinsamer ökumenischer Vespern zu Beginn der Adventszeit und zu Anfang der Passionszeit fortzusetzen.

Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck sagte in einer Videobotschaft bei Youtube, er denke gerne an die gemeinsamen Gebete und Gottesdienste mit dem ehemaligen Präses Rekowski im Essener Dom zurück. Auch mit dem neuen Präses hoffe er auf eine solch lebendige ökumenische Zusammenarbeit.