Berlin (epd). Der Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz für Fragen des sexuellen Missbrauchs, der Trierer Bischof Stephan Ackerman, hat den Umgang des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki mit Missbrauchsvorwürfen in seinem Erzbistum scharf kritisiert. Woelkis Verhalten erzeuge "eine große Enttäuschung und Irritation bei Betroffenen und der Öffentlichkeit", sagte Ackermann der "Bild"-Zeitung (Donnerstag). "Aber es ist auch misslich für die anderen Bistümer in Deutschland." Das Erzbistum Köln will am Donnerstag ein lange angekündigtes Gutachten zum Umgang mit Missbrauchsfällen durch Kirchenmitarbeiter vorlegen, nachdem eine frühere Expertise wegen angeblicher Mängel und rechtlicher Bedenken bislang unter Verschluss blieb.
Ackermann räumte zu "dunklen Kapiteln der Aufarbeitung" ein: "Wir müssen für die Vergangenheit davon ausgehen, dass Bischöfe Täter der Strafverfolgung entzogen haben." Dabei sei kirchenintern seit vielen Jahren klar: Es gebe "keine Sonderjustiz" mehr, sagte er der Zeitung.
Das erwartete Rechtsgutachten des Kölner Strafrechtlers Björn Gercke, das Fälle aus den vergangenen vier Jahrzehnten in den Blick nimmt, war von Woelki in Auftrag gegeben worden. Seine Entscheidung, ein in anderes, bereits fertiggestelltes Gutachten einer Münchner Kanzlei nicht wie geplant bereits vor einem Jahr zu veröffentlichen, sorgte für heftige Kritik von Betroffenen, aber auch innerhalb der katholischen Kirche und aus der Politik.
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