Gießen, Berlin (epd). Die Kurdische Gemeinde Deutschland beklagt einen Mangel an fremdsprachigen Informationen über den Schutz vor dem Coronavirus und will dagegen auch juristisch vorgehen. Jüngste Medienberichte zu überdurchschnittlich hohen Zahlen von Menschen mit Migrationshintergrund, die an Corona erkranken, seien besorgniserregend, erklärte der Verband am Donnerstag in Gießen. Er vermisst Informationen für Bevölkerungsgruppen, die nicht über klassische Kanäle wie Medien erreicht werden und kritisiert, dass oftmals digitale Geräte vorausgesetzt werden.
Die bislang vorliegenden fremdsprachigen Informationsmaterialien zur Pandemie seien in der Regel digital und nicht in allen relevanten Sprachen verfügbar, erklärte die Kurdische Gemeinde. Sie vermisst muttersprachliches Informationsmaterial vonseiten der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung oder vom Kanzleramt. Der Verband habe deshalb vor wenigen Tagen beim Verwaltungsgericht Berlin eine Klage gegen die Bundesregierung eingereicht. Da Anfragen beim Bund negativ beschieden wurden, habe man überlegt, ob eine Diskriminierung vorliege, sagte ein Sprecher des Verbands dem epd. Ein Sprecher des Gerichts bestätigte den Eingang der Klage.
Ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums, das die Info-Seite www.zusammengegencorona.de betreibt, sagte auf Anfrage, die Bundesregierung habe mit dem Ethno-Medizinischen Zentrum e.V. (EMZ) Basis-Informationen zum Coronavirus für die fremdsprachigen Bevölkerungsgruppen erarbeitet. Sie lägen in 22 Sprachen, darunter Kurdisch vor.
Er erklärte auch, diese Informationen seien seit Juni 2020 als Download auf der Seite verfügbar gewesen und hätten auch als Post angefordert werden können. Die Kurdische Gemeinde beklagte, insbesondere Flüchtlinge verfügten nicht über die technischen Mittel, auf den Internetseiten der Bundesregierung zu surfen. Deswegen müsse der Zugang zu lebenswichtigen Informationen niedrigschwelliger gestaltet werden. Der Verband schlug vor, die Informationen selbst zu übersetzen. Sie müssten nur gedruckt werden, sagte der Sprecher.
Berichte aus den vergangenen Tagen, wonach überwiegend Menschen mit Migrationshintergrund schwer an Covid-19 erkranken, bestätigte das Bundesgesundheitsministerium nicht. Daten zur Herkunft der Patienten würden nicht erhoben, sagte ein Sprecher am Mittwoch in Berlin.
Der Sprecher des Ministeriums betonte, dass die Bundesregierung den fremdsprachigen Angeboten hohe Bedeutung einräume. So werde das Infomaterial zur Impfkampagne mittlerweile in zehn Fremdsprachen übersetzt. Die Patienten-Servicenummer 116 117 werde ab Mitte März in vier weiteren Sprachen - Englisch, Türkisch, Arabisch und Russisch - zur Verfügung stehen.
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