Osnabrück, Bielefeld (epd). Extremismus-Experten kritisieren, dass Projekte zur Islamismus-Prävention häufig zeitlich begrenzt seien, zu wenig bekannt seien und in ländlichen Regionen zu selten angeboten würden. Erstmals seien diese Mängel jetzt bei einem Forschungsprojekt zutage getreten. Bislang habe vor allem der Bund zwar viel Geld für die Verhinderung von islamistischem Terrorismus ausgegeben, sagte der Bielefelder Konfliktforscher Andreas Zick am Mittwoch. Es sei aber nicht überprüft worden, ob die finanzierten Projekte erfolgreich arbeiteten. Zick koordiniert einen Forschungsverbund, der nun erstmals alle Präventionsprojekte erfasst hat.
Allein in den beiden großen Programmen "Demokratie leben!" und "Nationales Präventionsprogramm gegen islamistischen Extremismus" würden jährlich jeweils 100 Millionen Euro ausgegeben. "Ob das Geld dort ankommt, wo es gebraucht wird, und ob wirklich alle relevanten Partner beteiligt sind - dazu hatten wir keine valide Datenbasis", sagte Zick. Die Ergebnisse der dreijährigen Studien haben Forscher der Universitäten und Hochschulen in Bielefeld, Osnabrück, Münster und Frankfurt/Main auf der interaktiven Online-Plattform www.mapex-projekt.de zusammengetragen.
Die Wissenschaftler hätten systematisch rund 1.000 Präventionsprojekte in Deutschland identifiziert, telefonisch befragt und die Daten in eine interaktive Landkarte eingetragen, hieß es. Nachholbedarf gibt es nach ihren Angaben auch bei der Koordination. "Forschung und Praxis müssen enger verzahnt werden", betonte Zick. Wissen müsse schneller in den Transfer gelangen. Mit Blick auf neue Extremismus-Phänomene wünschten sich die Forscher zudem ein Wissenschaftszentrum für Radikalisierungsanalyse und Prävention.