Berlin (epd). Nach Meinung der evangelischen Theologin Margot Käßmann darf es keine Ausnahmen bei der Impfreihenfolge für Amtspersonen geben. "Sich vordrängeln beim Impfen, das geht gar nicht. Weil es das Leben anderer gefährdet", schrieb Käßmann in ihrer wöchentlichen Kolumne in der "Bild am Sonntag".
Die Strategie sei doch klar: Die meisten Corona-Toten seien über 80 Jahre alt, die zweitmeisten über 70. Deshalb werde bei den Über-80-Jährigen angefangen, dann seien die Über-70-Jährigen dran. "Das versteht jedes Kind", schrieb die ehemalige Landesbischöfin von Hannover. "Gerade weil es nicht so viele Impfdosen wie erhofft gibt, darf es da keine Ausnahmen geben."
Anfangs sei sie gutgläubig gewesen, gestand Käßmann. Es sei besser, eine Impfdosis zu verwenden, als sie wegzuwerfen, habe sie gedacht. "Das war offensichtlich naiv. Es sind erstaunlich viele Bürgermeister, Landräte, leider sogar Bischöfe, die plötzlich und unerwartet zur Stelle waren, als noch ein paar Dosen übrig waren."
Käßmann betonte, wer ein öffentliches Amt habe, habe eine Vorbildfunktion. Sich gezielt Vorteile zu verschaffen, schade massiv dem Vertrauen, das eine Amtsperson genieße. "Wird so jemandem eine Impfung angeboten, kennt er oder sie gewiss die nächste Pflegeeinrichtung - ein Anruf genügt und ein älterer Mensch, der dringend auf die Spritze wartet, kann überleben."
epd hei