Berlin (epd). Kinder und Jugendliche in Familien mit Suchtproblemen leiden nach Einschätzung von Experten besonders unter den Folgen der Corona-Krise. Ein Entkommen aus dem problematischen Umfeld durch den Schulbesuch und Treffen mit Freunden sei in Lockdown-Zeiten praktisch unmöglich, sagte Corinna Oswald vom Vorstand der Interessenvertretung für Kinder aus Suchtfamilien, Nacoa Deutschland, am Freitag in Berlin. Online-Beratung und andere Hilfen müssten deshalb ausgebaut werden.
Auf Suchtprobleme und Unterstützungsangebote für Kinder und Jugendliche soll ab Sonntag mit einer bundesweiten Aktionswoche aufmerksam gemacht werden. An dem digitalen Programm mit knapp 100 Veranstaltungen beteiligten sich Organisationen in mehr als 50 Städten, sagte Oswald. Ziel der jährlichen Aktionswoche zum Valentinstag sei, durch Suchtprobleme in der Familie belastete Kinder und Jugendliche "aus dem Schatten der öffentlichen Wahrnehmung" zu holen.
In Deutschland leben nach Angaben von Nacoa rund drei Millionen Kinder in suchtbelasteten Familien. 40.000 bis 60.000 Kinder hätten ein von illegalen Drogen betroffenes Elternteil, betonte die Interessenvertretung. Rund sechs Millionen Erwachsene seien als Kinder in suchtbelasteten Familien aufgewachsen. Im Schnitt wachse jedes sechste Kind zumindest zeitweise in einer suchtbelasteten Familie auf.
Kinder suchtkranker Eltern seien die größte bekannte Risikogruppe für die Entwicklung eigener Suchtstörungen, hieß es weiter. 33 bis 40 Prozent der Kinder aus suchtkranken Familien entwickelten selbst eine substanzbezogene Abhängigkeitserkrankung.