Dresden/Annaberg-Buchholz (epd). Der vorzeitig gegen das Coronavirus geimpfte sächsische Landrat aus dem Erzgebirgskreis, Frank Vogel (CDU), hat persönliche Fehler eingeräumt. Er habe zwar "nicht proaktiv agiert und eine Impfung gefordert", erklärte Vogel am Donnerstag in Annaberg-Buchholz. Aber er habe "ja" gesagt als er gefragt wurde, ob er geimpft werden will. "Das war ein Fehler, für den ich mich entschuldige", sagte Vogel.
Nach eigenen Aussagen hatte der CDU-Politiker aus dem Impfzentrum eine Anfrage erhalten, ob er seine Eltern (88 und 85 Jahre alt), die sich in häuslicher Pflege befinden, in die Pflegeinrichtung Sosa begleiten könnte. Beim Termin vor Ort am darauffolgenden Tag sei ihm vorgeschlagen worden, dass auch er geimpft werden könne.
Er habe Argumente abgewogen und sich schließlich dafür entschieden. erklärte Vogel. Dem MDR hatte der Landrat gesagt, er habe "nach reiflichen Überlegungen" zugestimmt. Die Zweitimpfung steht noch aus. Laut Deutschem Roten Kreuz (DRK) standen die Eltern von Vogel auf einer Liste für eventuelle Restdosen mit mehr als 1.000 Namen von Menschen, die zur sogenannten vulnerablen Gruppe gehören.
Es sei absehbar gewesen, dass im Landkreis wegen Terminabsagen am nächsten Tag mindestens zwei Impfdosen übrig bleiben würden, sagte DRK-Sprecher Kai Kranich dem Evangelischen Pressedienst (epd). Daher sei dem Landrat das Angebot für seine Eltern unterbreitet worden. Dass Vogel auch geimpft werden könne, sei erst vor Ort entschieden worden. Das Impfteam habe vor dem Hintergrund, dass Impfdosen nicht weggeworfen werden sollen, korrekt gehandelt.
Zuerst würden für restliche Dosen immer Menschen mit Priorität eins angefragt, betonte Kranich. Wenn es sich aber nicht vermeiden lasse, werde auch in die nächste Priorität gegangen. So seien etwa 200 Polizisten vorzeitig geimpft worden. Das sei aber ein einmaliger Vorgang.
Die Landesregierung will nach dem Vorfall rechtliche Konsequenzen gegen Vogel prüfen, wie Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) ankündigte. In Zukunft müsse noch exakter gearbeitet werden, "damit es zu solchen Irritationen nicht kommen kann".
Auch für Restdosen gelte eine Priorisierung, betonte Köpping. Angefragt würden in der Regel Krankenhäuser, nahe gelegene Arztpraxen oder Rettungsdienste. Laut DRK-Sprecher Kranich bleiben am Ende eines Tages höchstens fünf Dosen pro Impfzentrum oder pro mobiles Impfteam übrig.
In Sachsen-Anhalt war zuvor bekanntgeworden, dass in mehreren Landkreisen Bürgermeister, Stadt- und Landräte sowie Polizisten bereits geimpft wurden, obwohl sie nicht zur ersten Prioritätsgruppe gehören. Derzeit werden ausschließlich über 80-Jährige gegen das Coronavirus geimpft sowie Bewohner von Pflegeheimen und Mitarbeiter in der Pflege, im Rettungsdienst und in medizinischen Einrichtungen mit hohem Ansteckungsrisiko.