Bonn (epd). Im theologischen Abendmahls-Streit hat der "Ökumeneminister" des Papstes, der Schweizer Kardinal Kurt Koch, den Vatikan gegen Kritik verteidigt. In einem am Dienstag auf dem Portal "katholisch.de" veröffentlichten Offenen Brief reagierte der Präsident des Päpstlichen Rats zur Förderung der Einheit der Christen auf Kritik des Tübinger Kirchenhistorikers Volker Leppin vom Ökumenischen Arbeitskreis evangelischer und katholischer Theologen (ÖAK). Leppin hatte dem päpstlichen Einheitsrat eine "Gesprächsverweigerung" in der Frage nach einer ökumenischen Mahlgemeinschaft vorgeworfen. Koch dagegen sieht ein von dem deutschen Ökumene-Gremium behauptetes "gemeinsames Grundeinverständnis" in der Abendmahlsfrage in der Praxis nicht gegeben.
Er sei dankbar, so Kardinal Koch, "wenn ein Ökumenischer Arbeitskreis viel Energie und Herzblut in die Überwindung der bisherigen kirchentrennenden Fragen investiert". Dies könne aber nur "realistisch und verantwortlich" geschehen, wenn diese Arbeit auch "mit der konkreten Realität in den Kirchen konfrontiert wird, wenn dabei notwendige Rückfragen an Theologie und Praxis in den Kirchen gestellt werden und wenn ein Rezeptionsprozess in den Kirchen angestoßen wird", schrieb Koch in seinem Brief. Laut Koch gibt es zwischen der Feier des Abendmahls in protestantischer Form und der katholischen Eucharistiefeier weiterhin so große Unterschiede, dass eine gegenseitige Einladung zum Abendmahl zurzeit nicht möglich sei.
Der Ökumenische Arbeitskreis evangelischer und katholischer Theologen (ÖAK) hatte im September 2019 sein Votum mit dem Titel "Gemeinsam am Tisch des Herrn" veröffentlicht, das sich für eine mögliche Teilnahme von Protestanten an der katholischen Eucharistie und von Katholiken am evangelischen Abendmahl ausspricht, ohne dass konfessionelle Unterschiede geleugnet würden. Das Votum wurde über zehn Jahre lang vom ÖAK durch Wissenschaftler verschiedener theologischer Disziplinen erarbeitet. Das Prinzip der sogenannten eucharistischen Gastfreundschaft wurde vor allem mit Blick auf den 3. Ökumenischen Kirchentag im Mai 2021 in Frankfurt am Main diskutiert.
Die vatikanische Glaubenskongregation hatte gegenüber dem Votum theologische Zweifel geäußert. Leppin, der wissenschaftliche evangelische Leiter des ÖAK, sagte im Interview mit "katholisch.de" Anfang Februar, dass er in den Reaktionen des Einheitsrats "im Grunde eine Gesprächsverweigerung" wahrnehme. Er sehe den Ball für ein Gespräch nach wie vor in Rom. In einem am Montag verbreiteten Interview mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) forderte Leppin ein Ende des "Ping-Pong-Spiels" zwischen dem Vatikan und führenden deutschen Theologen.