Hannover (epd). Kinder leiden nach Ansicht des hannoverschen Kinderarztes Thomas Buck massiv unter den Einschränkungen in der Corona-Pandemie. "Wir laufen derzeit Gefahr, etwa 20 Prozent der Kinder einfach von ihrer weiteren Entwicklung abzuhängen - in sprachlicher Hinsicht, in gesundheitlicher Hinsicht", sagte Buck der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" (Montag). In den Arztpraxen sehe man die Folgen des Lockdowns: "Bewegungsmangel, Sprachentwicklungsstörungen, psychische Probleme, Depression und Traurigkeit. Die Jugendlichen verlieren ihre Kontakte in der Schule und damit ihre Jugend."
Auch Schuleingangsuntersuchungen belegten, dass die Leistungsstörungen erheblich zugenommen hätten. Bei kleinen Kindern werde spürbar, wenn sie nicht mehr in der Kita mit Nahrung versorgt würden, sagte der niedergelassene Kinder- und Jugendarzt. "Das ist in unserer Gesellschaft, die gerne über Armut hinwegschaut, ein echtes Problem."
Buck kritisierte zudem, dass den Eltern von Grundschulkindern die Wahl überlassen bleibt, ob sie ihre Kinder in den Präsenzunterricht schicken. "Die Verantwortung für den gefahrlosen Schulbesuch muss das Kultusministerium tragen, nicht die Eltern", so der Mediziner. Die Entscheidung müssten letztlich die Lehrkräfte treffen. Er vermisse bei den Schulen eine langfristige Strategie für die Öffnung und eine bessere Ausstattung der Schulen, sagte Buck, der auch im Landesvorstand der Ärztekammer ist.