Kassel (epd). Das Nationale Suizidpräventionsprogramm für Deutschland hat den Gesetzesvorschlag der Bundestagsabgeordneten Katrin Helling-Plahr (FDP), Karl Lauterbach (SPD) und Petra Sitte (Linke) zur Suizidhilfe kritisiert. Eine Beratungslösung ähnlich einer Schwangerschaftskonfliktberatung werde dem komplexen Erleben von Menschen mit Suizidgedanken nicht gerecht, sagte Reinhard Lindner, Leiter des Nationalen Präventionsprogramms, am Samstag in Kassel. Aus der Suizidforschung sei zudem bekannt, dass die meisten Menschen, die einen Suizid versucht hätten, die dahinter stehenden Probleme nach einem längeren Zeitraum hätten bewältigen konnten.
Es gebe kein wissenschaftlich fundiertes Instrumentarium zur Erfassung von "Freiverantwortlichkeit" und eines "autonom gebildeten Willens" eines Menschen und keine praktisch umsetzbare Möglichkeit, diese sicher festzustellen, fuhr Lindner fort. Menschen mit Suizidgedanken benötigten Angebote des offenen, akzeptierenden und nicht wertenden Gesprächs in einer vertrauensvollen Beziehung. Diese sei bei einer gesetzlich vorgeschriebenen Beratung für den Zugang zu Suizidmitteln nicht herstellbar.
Menschen mit Suizidgedanken brauchten Unterstützung durch bewährte und vielfältige Möglichkeiten der Suizidprävention. Diese seien wissenschaftlich evaluiert und müssten weiter ausgebaut und gefördert werden. "Das Angebot eines tödlichen Mittels ist keine Unterstützung", erklärte Lindner.