"Polarstern"-Expedition in die Antarktis kann trotz Corona starten

"Polarstern"-Expedition in die Antarktis kann trotz Corona starten

Bremerhaven (epd). Trotz Corona-Pandemie kann das Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven seine Expedition mit dem Forschungseisbrecher "Polarstern" in das antarktische Weddellmeer starten. Nach gut zweiwöchiger Quarantäne und mehreren negativen Corona-Tests fliegt am Sonntag (31. Januar) von Hamburg aus ein internationales Wissenschaftsteam mit einer Chartermaschine der Lufthansa nach Port Stanley auf den britischen Falkland-Inseln, wie das Institut am Donnerstag mitteilte. Von dort geht es dann an Bord der "Polarstern" weiter zu einer zweimonatigen Forschungsexpedition ins Weddellmeer.

Allein der Flug ist außergewöhnlich. Mit 13.700 Kilometern und etwa 15 Stunden Flugzeit sei es der längste Nonstop-Flug in der Geschichte der Lufthansa, teilte das Unternehmen mit. Die übliche Flugroute über Kapstadt ist wegen der Infektionslage in Südafrika versperrt. Trotz strikter Hygienevorgaben hätten sich allein 600 Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter um diesen Flug beworben, sagte Kapitän Rolf Uzat. Er und seine 17-köpfige Crew sind zeitgleich mit den Wissenschaftlern in Quarantäne gegangen.

Die gut 50 Forscherinnen und Forscher wollen die Wechselwirkungen und Veränderungen des Systems Ozean-Eis-Biologie im Klimawandel entschlüsseln und deren Folgen besser vorhersagen. "Diese Prozesse beeinflussen sowohl den Meeresspiegelanstieg als auch den globalen Kohlenstoffkreislauf", erläuterte der Ozeanograph und Expeditionsleiter Hartmut Hellmer. Dabei gehe es um die Fähigkeit der Ozeane, Kohlenstoffdioxid (CO2) aus der Atmosphäre aufzunehmen und langfristig zu speichern.

Seit der jüngsten Polarstern-Expedition in dieses Gebiet 2018 zeichnen am Meeresboden verankerte Messgeräte Temperatur, Salzgehalt, Strömungsrichtung und -stärke des Ozeanwassers in verschiedenen Tiefen auf. Um an die Daten zu gelangen, müssen die Geräte jetzt aufgenommen werden. Mit neuen Batterien und Speichermedien bestückt werden sie dann wieder im Meer versenkt und setzen die Langzeitmessungen fort. In den vergangenen Jahren hat sich nach den bisherigen Daten eine Erwärmung des Meeres abgezeichnet.

Bei der Forschung helfen in nächster Zeit auch Robben: Bis zu zwölf Weddellrobben erhalten den Angaben zufolge Sensoren, die Salzgehalt, Temperatur und Tiefe messen. Biologinnen und Biologen kleben sie den Tieren auf den Kopf, beim nächsten der jährlichen Fellwechsel legen die Robben die Sender wieder ab. Die Sender übermitteln die unter Wasser gesammelten Daten per Satellit an die Heimatinstitute immer dann, wenn die Tiere auftauchen.

Später soll die "Polarstern" auch das abgelöste Überwinterungsteam des deutschen Forschungsstützpunktes in der Antarktis, der Neumayer-Station III, abholen. Die meisten fliegen zurück. Ende April schließlich wird dann auch die "Polarstern" mit einer kleinen Gruppe Forschender an Bord in Bremerhaven zurückerwartet.